Wie lässt sich anhand der Überreste, die in übereinanderliegenden Schichten entdeckt werden, die Vergangenheit in ihrer Komplexität entschlüsseln?
Auf welche Weise können uns Spuren den Reichtum des Vergangenen entdecken helfen?
Die Arbeiten sind weder historisch noch politisch noch moralisierend motiviert, sie greifen das Verbliebene auf und führen sein Fortleben vor Augen.
„Mich interessiert, wie wir vergessen, denn je länger Ereignisse zurückliegen, je tiefer sie in die Vergangenheit hinab sinken, desto weniger erinnern wir uns an sie.“, sagt die Künstlerin.
Haben in unserer Erinnerung nur die wichtigsten, repräsentativsten Dinge Bestand?
Kann man die Behauptung wagen, dass das Verbleibende die Essenz der Dinge ist?
Kama Jackowska, geboren 1976 in Polen und arbeitet und lebt in Berlin. Die Arbeiten der Künstlerin Kama Jackowska widmen sich über das Verstreichen der Zeit, diesem Thema sind auch ihre grafischen und plastischen Arbeiten zugeordnet.
Wie lässt sich anhand der Überreste, die in übereinanderliegenden Schichten entdeckt werden, die Vergangenheit in ihrem ganzen Reichtum wie auch ihrer Komplexität entschlüsseln? Auf welche Weise können uns die Bruchstücke, die korrodierten Metall- und zerbrochenen Steinwerkzeuge den Reichtum jenes Lebens entdecken helfen, die Wahrheit über Menschen, die längst verstorben sind? Experimente mit der abstrakten Rekonstruktion weit zurückliegender Vergangenheiten führten sie rasch zu Reflexionen über die jüngere Vergangenheit, bei der wir nicht nur um das Zeitzeugenwissen reicher sind, sondern auf dem auch meine subjektive Lebenserfahrung mit ihrer steten Dominanz lastet.
Dennoch sind die Arbeiten weder historisch noch politisch noch moralisierend motiviert, sie greifen das Verbliebene auf und führen sein Fortleben vor Augen.
Kama Jackowska interessiert es wie wir vergessen, denn je länger Ereignisse zurückliegen, je tiefer sie in die Vergangenheit hinab sinken, desto weniger erinnern wir uns an sie. Haben in unserer Erinnerung nur die wichtigsten, repräsentativsten Dinge Bestand? Kann man die Behauptung wagen, dass das Verbleibende die Essenz der Dinge ist? Diese Gedankengänge beschäftigen die Künstlerin.
Diese Arbeiten entstehen aus der Verknüpfung der Erfahrungen einerseits als Künstlerin und Archäologin. Die Archäologin beschreibt die Vergangenheit mit ihrer eigenen Sprache auf der Basis der überlieferten Bruchstücke von Dingen, die in Schichten freigelegt werden, die der Abfolge der einzelnen Zeiträume entsprechen. Diese Methode nutzt sie für den formalen Aufbau der Arbeiten, die aus einer großen Zahl aufeinander errichteter Schichten bestehen, die die tieferen Schichten überdecken.
Sie hat dabei die Schemata der archäologischen Sprache auf die Beschreibung und Synthese zeithistorischer Ereignisse angewandt. Sie begibt sich auf der Suche nach konkreten Orte und versucht vergessene Zeugnisse der Vergangenheit ausfindig zu machen, ihre Geschichte zu entziffern und eine ganz eigene Landkarte des Erinnerns und Vergessens zu schaffen.
Ihre Arbeiten oszillieren zwischen Grafik und Malerei. Sie entstehen in Siebdrucktechnik, bei der die Matrize als eine Art Pinsel fungiert. Entwickelt experimentelle Druckverfahren. Für die Schaffung der Arbeiten nutzt sie eigene Zeichnungen und Malerei. Alle Grafiken sind einzigartig; was sie verbindet, ist einzig die Nutzung eines analogen Matrizensets, abgezogen werden sie in verschiedener Anordnung, Anzahl, Kadrierung und Koloristik. Auch das Denken verfährt hier strikt malerisch, die Grafik (d.h. der einzelne Abzug) entsteht im Schaffensprozess des Abziehens.
Catharina Banach
CAT BLANCHE. artspace
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