Wir haben wohl selten so deutlich erlebt, dass Festspiele ein Heraustreten aus dem Alltäglichen bedeuten. Und wir haben wohl selten so intensiv empfunden, welche Wirkung gerade in Krisenzeiten Teilhabe und Gemeinschaft entfalten. Die Kraft des Theaters manifestiert sich in der Identifizierung – im Mitleiden, im Miterleben auch der dunkelsten Gedanken und der entsetzlichsten Taten, in der Erschütterung durch die wahrhaftige Präsenz der Protagonisten auf der Bühne und im Publikum.
In diesem, unserem zweiten Jubiläumssommer haben wir unser Versprechen erfüllt, all jene Produktionen, die wir für 2020 vorgesehen hatten und die die Pandemie verhinderte, zu realisieren. Im Sinne einer Erzählung zum 100-Jahr-Jubiläum stellten wir zwei völlig verschiedene Weltwahrnehmungen in den Mittelpunkt unserer Überlegungen. Zum einen die des radikalen Individualisten – Don Giovanni etwa, aber auch Richard III., Elektra –, der ohne Bindung, ohne Ordnungssysteme, fast anarchisch agiert. Wie in einem Amoklauf irrlichterte Mozarts Don Giovanni in Romeo Castelluccis Deutung der eigenen Zerstörung entgegen.
Diesem zügellosen Individualismus stellten wir mit Luigi Nonos Intolleranza 1960 als Gegenmodell das Kollektiv gegenüber. Ingo Metzmacher und Jan Lauwers übersetzten Nonos Appell an die Gerechtigkeit in unsere heutige Realität. Dieser gellende Schrei nach Menschlichkeit hallt lange nach, diese Reflexion über Toleranz und Intoleranz war vermutlich nie wichtiger als heute“, sagt Intendant Markus Hinterhäuser.
„Zum letzten Festspielwochenende dürfen wir uns über einen dreifachen Erfolg freuen. Wir konnten in Zeiten der Pandemie sichere Festspiele abhalten. Wir haben in Oper, Schauspiel und Konzert Produktionen gezeigt, die so nur unter den idealen Bedingungen für Proben und Aufführungen bei den Salzburger Festspielen möglich sind und wir durften Karteneinnahmen verbuchen, die all unsere Hoffnungen überstiegen. Für mich persönlich rundet sich damit meine Zeit bei den Festspielen aufs Schönste. Meine Präsidentschaft begann 1995 zum 75- Jahr-Jubiläum und endet jetzt mit dem zweiten Teil des 100-Jahr-Jubiläums. Ich bin dem Schicksal sehr dankbar, dass ich 27 Saisonen die Festspiele mitgestalten konnte“, zieht Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler Bilanz.
„Wir konnten mit dieser Saison mit einem präzisen und konsequent umgesetzten Präventionskonzept zum zweiten Mal beweisen, dass Kulturveranstaltungen auch in Zeiten der Pandemie und in diesem Jahr der Delta-Variante möglich sind und sicher durchgeführt werden können. Nur zwei gemeldete Fälle unter 230.000 Besucherinnen und Besuchern ohne Folgeinfektion im Publikumsbereich und vereinzelte Fälle im Backstagebereich ohne Clusterbildung zeigen: In Zukunft kann die Frage nicht mehr sein, ob Kulturveranstaltungen stattfinden können, sondern wie. Durch die kurzfristige Möglichkeit, die Veranstaltungen mit Vollkapazität zu verkaufen, konnten die Festspiele erfreulicherweise wie geplant durchgeführt werden und ein drohendes Defizit abgewendet werden“, sagt der Kaufmännische Direktor Lukas Crepaz.
„Charismatische Theaterfiguren und ebensolche Schauspielerinnen und Schauspieler haben diesen Festspielsommer 2021 mit aufregenden Darstellungen bereichert. Das fantastische Publikum hat sich mit ungeheurem Interesse und großer Empathie durch nichts davon abbringen lassen, an diesen Theaterabenden teilzunehmen und seine Begeisterung zu zeigen, die wiederum alle darstellenden Künstlerinnen und Künstler dankbar aufgenommen haben. Selten habe ich so ein aufrichtiges und dankbares Geben und Nehmen im künstlerischen Bereich beobachten und so viele anregende Diskussionen mitverfolgen können. Ein für alle Mitwirkenden so beglückender wie komplexer Festspielsommer geht zu Ende, verbunden mit der Hoffnung, dass die Kultur gut durch die nächsten Monate kommt“, sagt Schauspielleiterin Bettina Hering.
„Es waren für mich in vielerlei Hinsicht besondere Festspiele: Die Künstlerinnen und Künstler beschenkten uns nach langer Corona-Zwangspause mit herausragenden Interpretationen, die uns noch lange in Erinnerung bleiben werden. Unser Dank gilt auch unserem einmaligen Publikum, das durch neugieriges und aufmerksames Zuhören zu den vielen intensiven Konzerterlebnissen beigetragen hat. Wir schätzen uns glücklich, dass es trotz der herausfordernden organisatorischen Umstände gelungen ist, ein derart umfangreiches und vielfältiges Konzertprogramm zu verwirklichen. Als Medienverantwortlicher der Salzburger Festspiele freut es mich besonders, dass es uns gemeinsam mit unseren treuen Partnern wie UNITEL, ORF, ZDF, Arte, 3sat, Medici, Mezzo, Fidelio und NHK gelungen ist, mit 16 audiovisuellen Produktionen und 24 Hörfunkaufzeichnungen die diesjährigen Festspiele zu der internationalen Begeisterungsgemeinschaft hinauszutragen“, sagt Florian Wiegand, Leiter Konzert und Medien.