Wie können wir Ausstellungen im Museum so gestalten, dass sie mehrere Sinne ansprechen? Wie können wir ein Bild zu Gehör bringen? Kann man den Sound einer Stadt ertasten? Lassen sich Übersetzungen zwischen den Sinnen bilden, die jedem Sinn sein Potenzial einräumen? Überlegungen, die eine Projektgruppe aus Studierenden der Fachhochschule Potsdam und der Hochschule Darmstadt im Austausch mit blinden und sehbehinderten Kulturakteur*innen angestellt haben. Ausgehend von dem Gemälde „Straßenlärm“ von Otto Möller wurde auf den Prüfstand gestellt, wie die Stadt auch jenseits des Visuellen erfahrbar wird.
Blinden und sehbehinderten Menschen sind die auf den Sehsinn hin konzipierten Präsentationsformen in Museen kaum zugänglich. Auch bereits bestehende Ansätze inklusiver Vermittlung zielen darauf ab, blinden und sehbehinderten Menschen das nahezubringen, was „gesehen“ werden kann. Doch was wäre, wenn wir diese Norm hinterfragen? Welche anderen Erfahrungsweisen lassen sich dadurch entdecken?
In einem kooperativen Projektseminar während des Sommersemesters 2022 widmeten sich 23 Studierende solchen Fragen. Sie entwickelten und erprobten prototypische Formate für eine multisensorische Vermittlung im Museum. In ihrem Arbeitsprozess wurden sie von blinden und sehbehinderten Kulturakteur*innen unterstützt.
Die Ergebnisse der Zusammenarbeit zeigt die Ausstellung „Von Sinnen. Multisensorische Erkundungen der Stadt.“ Die Präsentation hat die Absicht, die derzeit etablierten inklusiven Vermittlungsansätze für blinde und sehbehinderte Menschen in Museen um multisensorische Formate zu erweitern. Dabei ist eine zentrale Intention, die Erfahrungen blinder und sehbehinderter Menschen kenntlich zu machen und einen Dialog dazu anzustoßen.
Durch die multisensorische Herangehensweise entstanden taktile, auditive, olfaktorische und dialogische Ausstellungsobjekte, die von analogen Skulpturen, Künstliche Intelligenz-Anwendungen bis hin zu Sounds und Interviews reichen. Sie laden zum Erforschen, Hinterfragen und Reflektieren ein. Zwei mehrtägige Workshopblöcke in Potsdam und Darmstadt gaben den Studierenden die Möglichkeit, ihre Projektideen, die Kuration und Gestaltung sowie das Leitsystem der Ausstellung zu diskutieren und in Gruppen zu realisieren.
Die Ausstellung wird von einem Rahmenprogramm begleitet, das von zwei Studentinnen erarbeitet wurde und Akteur*innen und Besucher*innen die Möglichkeit gibt, sich mit ihren unterschiedlichen und gemeinsamen Erfahrungen auseinanderzusetzen.