Teil I der Sammlung gibt Einblick in die Frühgeschichte der Partizipation und der Digitalisierung, die ja nicht nur in der elektronischen Kunst, sondern bereits in der experimentellen Literatur und bildenden Kunst traditioneller Medien angelegt war. Vom bewegten Buchstaben zum bewegten Betrachter, von der Kinetik und Op-Art, über die frühe Computerkunst ab den 1950er-Jahren – wir zeigen die Entwicklung der Mobilisierung der Kunst. Neue Bezüge erlauben das Verständnis der größeren Entwicklungslinien und der Entstehung aktuellster Entwicklungen im Feld digitaler Technologien. Der Blick von der Sammlungsausstellung ins Erdgeschoss ermöglicht es, diese historische Perspektive mit dem aktuellen bildungspolitischen Experiment »Open Codes« zu verbinden. BesucherInnen können einen Bogen schlagen zwischen der aktuellen »Welt als Datenfeld« und der Geschichte der elektronischen und digitalen Kunst sowie zwischen der Ausstellungs- und Sammlungspraxis, die seit 30 Jahren gemeinsame Linien verfolgen.
Sie zeigt beispielhaft den Wandel der Kunst angesichts der sich verändernden Produktions-, Rezeptions- und Distributionstechnologien. KünstlerInnen reagieren auf den medialen Wandel und nehmen bisweilen Entwicklungen vorweg, die erst Jahre später für die gesamte Gesellschaft selbstverständlich werden: Sie schreiben die Geschichte der Zukunft. Medien bestimmen in hohem Maße, wie wir unsere Gedanken und Empfindungen ausdrücken, wie wir kommunizieren und wie wir uns an Vergangenes erinnern. Die beweglichen Metalllettern Johannes Gutenbergs Mitte des 15. Jahrhunderts haben die Wissenskultur Europas ebenso grundlegend verändert wie die Fotografie ab Mitte des 19. Jahrhunderts die bildende Kunst oder wie das Internet unsere gesamte private und öffentliche Kommunikation zum Ende des 20. Jahrhunderts. Die Entwicklung in der Kunst vollzog sich von den beweglichen Buchstaben zum Bewegtbild und den bewegten BetrachterInnen, von der Buchseite zur Website, vom Tafelbild zum Bildschirm.
»Writing the History of the Future. Teil I« blickt auf die Kunst ab der Mitte des 20. Jahrhunderts. Die Ausstellung zeigt ästhetische Experimente mit Schrift und Sprache in Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Medien. Sie präsentiert die ersten Versuche computergenerierter Grafik und Poesie sowie aktuelle Werke, die sich der Automatisierung des schöpferischen Aktes widmen. Sie thematisiert außerdem die materiellen Bedingungen des individuellen und kulturellen Gedächtnisses zwischen Löschen und Vergessen, Speichern und Erinnern.Neue Technologien geben dem Individuum immer neue Mittel an die Hand, um selbst Bilder, Texte und Klänge zu erzeugen. Sie erweitern seine Handlungsmöglichkeiten. Die Ausstellung gewährt einen präzisen Einblick in die Geschichte der Aktivierung der BetrachterInnen – von der Op-Art über physische Eingriffe in variable Bildobjekte bis zu den Handlungsanweisungen der Kunst der performativen Wende.