Die erste institutionelle Einzelausstellung des libanesisch-deutschen Künstlers Said Baalbaki zeigt einen Querschnitt seines künstlerischen Schaffens seit seiner Übersiedlung nach Berlin-Moabit vor zwanzig Jahren.
Baalbaki verbindet Malerei und Konzeptkunst, sein thematischer Schwerpunkt ist die Erkundung von Mechanismen der Wahrheitsfindung und der Geschichtskonstruktion. Mit dem Titel Gestern wie heute verweist er auf die Parallelität und Wiederholung von Ereignissen in individueller und gesellschaftlicher Geschichte.
Baalbaki präsentiert Malerei, Skulptur und Rauminstallationen: Zu sehen sind in der Galerie Nord aus Bronze-Gürteln geformte arabische Wörter und monolithische Architekturfragmente verschiedener Kultstätten, gebaut aus Kohlebriketts. In den zwei Räumen Al Burak und Jussuf Abbo thematisiert er das Museum als Institution und dessen Macht in der Geschichtsvermittlung. Er dekonstruiert und konstruiert Geschichtsschreibung und Mythenbildung mittels echter und fingierter archäologischer Fundstücke, Objekte und Dokumente als ein Vexierspiel aus historischer Forschung und Fiktion. Mit Al Burak simuliert er einen Museumsraum über die Ausgrabungsstätte des sagenumwobenen Reittieres Mohammeds. Mit Jussuf Abbo rekonstruiert er die tragische Biografie des palästinensisch-jüdischen Bildhauers, der von 1911 bis 1935 in Berlin lebte.
Baalbaki, der den libanesischen Bürgerkrieg miterlebte, reflektiert epochenübergreifend die Abhängigkeit des Individuums – des Künstlers – von gesellschaftspolitischen Ereignissen, wie sie seine eigene Biografie und auch die Jussuf Abbos aufweisen.
Er ist ein Grenzgänger und Vermittler zwischen Berlin und Beirut und er kreiert ein vielschichtiges Gewebe aus historischer Recherche, transkultureller Poesie und künstlerischer Fiktion.
Kuratiert von Veronika Witte in Zusammenarbeit
mit Christiane Bühling-Schultz und Karin Rase
Eröffnung: Freitag 17. Februar, 19 Uhr
Begrüßung und Einführung: Veronika Witte
Ausstellung: 18. Februar – 8. April 2023, Di-Sa 12-19 Uhr