Es ist doch immer das Gleiche, der Urlaub ist viel zu schnell vorbei und könnte meist mindestens noch eine Woche länger sein. Für meinen Mann und mich ging es nach Mailand – auf den Catwalk Europas. Doch nach einem verlängerten Wochenende war ich den umhergockelnden Touristen mit ihren Papiertaschen großer Modemarken überdrüssig, hatte die vielen Sehenswürdigkeiten mit meinem Handy fotografiert und saß im Auto zurück ins beschauliche Schwabenländle – meine Wahlheimat. Ja, Mailand ist schön, aber auch ein bisschen Disney für Modehuschen.
Wie ich es von mir schon seit Kindertagen kenne, treten genau zwei Dinge ein, sobald ich in einem Zug oder Auto sitze: Ich werde schlagartig müde oder bekomme Hunger. Früher hieß es dann: „Wann sind wir denn da?“ und heute: „Lass uns doch mal eine Pause machen“. Mein Mann schlägt einen Zwischenstopp am Comer See vor. George Clooney hätte da sogar eine Villa mit Anleger direkt zum Wasser. Nice to Know. Gesagt, getan; ab an den See.
Im Gleichstrom der Touristen flanieren auch wir die Uferpromenade entlang. Handy gezückt: Landschaft mit pittoresque in Szene gesetzten Booten der Reichen festgehalten. Der Himmel könnte blauer sein. Und dann steht da mitten in einem kleinen Park auf einer Leiter eine Frau und spannt verschiedenfarbige Bänder im Zickzack von Baum zu Baum. Durch den leichten Wind beginnen zu schwingen. Es ist die Polnische Künstlerin Katarzyna Maleijka, welche just mit ihrem Partner dem Maler und Videokünstler Joachim Sługocki eine ihrer Environments “Glow” aufbaut – direkt am Comer See. Wer interessiert sich da noch für die Villa eines Hollywood Schauspielers irgendwo am See? What else? Zum ersten Mal zeigte das Künstlerduo ihre Installation „Glow“ 2011 auf dem Torun Festival in Polen. Es folgten Installationen u. a. in Eindhoven (Niederlande), Joensuu (Finnland), London sowie auf dem bekanntesten Lichtfestival im asiatischen Raum, dem iLight Marina Bay in Singapur.
Photo: © javansg 2017 | Singapur | goo.gl/rfSxvF
Mich fasziniert die Exaktheit, mit welcher das Künstlerduo die zirka drei Zentimeter breiten Stoffbänder in gleichen Abständen übereinander von Baum zu Baum spannen. So, als beabsichtigen sie in dem kleinen Park neue Räume – Séparées – zu erschaffen. Wie es gelingt, in ihnen für den Flaneur und Kunstinteressierten eine Intimität entstehen zu lassen. Ich spreche Katarzyna an, um mehr über ihre Arbeit zu erfahren. Sie tackert auf der Leiter stehend einen Stoffstreifen an die Borke und schaut zu mir herab. Da sie sowie ihr Partner Joachim Sługocki aus Toruń stammt, sprechen wir auf Polnisch weiter. „Tagsüber laden sich die Bänder mit Licht auf und wenn es dunkel wird, geben sie dieses wieder in verschiedenen Farbe ab. So entstehen fluoreszierende Lichtstreifen – Horizontal Interference.“, erklärt sie mir. Die Idee ist so einfach wir großartig. Letztlich sind die Arbeiten des Polnischen Künstlerduos Katarzyna Malejka & Joachim Sługocki unter dem Titel „Glow“ poetische Inszenierung des Lichts, welches sich durch die Bewegung der einzelnen Bänder, in ständig wandelnden Spektren neu definiert.
Text: ZeitBlatt / Andre Biakowski
Photo: Wolfgang Straßer
Redakteur: Andre Biakowski