Die hochkarätig besetzte Jury unter dem Vorsitz von Olaf Bär betonte in den vergangenen Tagen immer wieder das außerordentliche künstlerische Niveau des Wettbewerbs – und honorierte diese starken Leistungen in ihrem abschließenden Votum. Sämtliche fünf Finalisten-Duos bekamen einen Preis, darunter auch das Duo mit der jüngsten Teilnehmerin Katja Maderer (21). Dessen fulminate Interpretation von Isabel Mundrys Heine-Vertonung Wenn beeindruckte die Jury nachhaltig und bestätigte die IHWA in ihrem Einsatz für mehr zeitgenössische Komponistinnen im Konzertrepertoire.
Die salomonischen Preisentscheidungen passten zu dem ausgesprochen harmonischen, kollegialen Wettbewerb. Die wertschätzende Stimmung war mit geradezu mit Händen zu greifen – bei den jungen Talenten, der Jury und auch beim Publikum, das im Saal beinahe wieder zur alten Stärke zurückgekehrt war. Eine besondere Freude für die Veranstalter war außerdem die großartige Resonanz auf das Live-Streaming aller Runden. Rund 10.000 Aufrufe verzeichnete die IHWA in der Wettbewerbswoche, darunter 45 % aus Deutschland und 55 % weltweit. 60 % der virtuellen Besucher*innen waren zwischen 25 und 34 Jahren, nur 10 % über 65 Jahre. Bemerkenswert war zudem, wie lange und konzentriert das Online-Publikum dabei blieb und wie aktiv es sich mit Kommentaren beteiligte. Der lange Atem der IHWA, die den Liedwettbewerb seit 2012 ins Netz überträgt, hat sich einmal mehr ausgezahlt.
Ein herzlicher Glückwunsch der Hugo-Wolf-Akademie an die Preisträger und Preisträgerinnen 2022!
1. Preis in Höhe von € 15.000: Theodore Platt, Bariton (Großbritannien, geb. 1994) und Keval Shah, Klavier (Großbritannien, geb. 1993). Zum Auftritt in der Finalrunde geht es hier.
2. Preis in Höhe von € 10.000: Alexander Grassauer, Bass-Bariton (Österreich, geb. 1996) und Mauro Filippo Zappalà, Klavier (Italien, geb. 1993). Zum Auftritt in der Finalrunde geht es hier.
3. Preis in Höhe von € 7.000: Zhuohan Sun, Tenor (China, geb. 1993) und Yuriko Watanabe, Klavier (Japan, geb. 1994). Zum Auftritt in der Finalrunde geht es hier.
Sonderpreis für eine besondere pianistische Leistung in Höhe von € 1.500: Victoria Guerrero Misas (Spanien, geb. 1989). Zum Auftritt in der Finalrunde geht es hier.
Sonderpreis für die außergewöhnliche Darbietung eines Liedes einer zeitgenössischen Komponistin in Höhe von € 1.500: Katja Maderer, Sopran (Deutschland, geb. 2000) und Amadeus Wiesensee, Klavier (Deutschland, geb. 1993). Zum Auftritt in der Finalrunde geht es hier.
Vom 20. bis 25. September 2022 folgten einmal mehr die besten jungen Lied-Talente aus aller Welt dem Ruf des Internationalen Wettbewerbs für Liedkunst Stuttgart an die Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart. Nach der Ausgabe 2020, die nur dank eines hochkomplexen Hygiene-Konzepts und mit minimaler Platzkapazität live ausgetragen werden konnte, war die IHWA nun sehr dankbar für einen Wettbewerb unter bestens eingespielten Corona-Auflagen.
Und noch eine gute Nachricht: Beim Preisträgerkonzert 2022 wurden diesmal nicht nur die jungen Liedduos geehrt. Auch die IHWA selbst durfte eine Auszeichnung entgegennehmen! Dr. Peter Linder nutzte den festlichen Rahmen, um den nach seiner Mutter benannten Prix Hélène der Peter Linder Stiftung für kulturelle Verdienste an die Hugo-Wolf-Akademie zu überreichen. Die IHWA freut sich sehr und darf sich in guter Gesellschaft fühlen – unter den bisherigen Preisträgern befindet sich unter anderem die Anne-Sophie Mutter Stiftung und die Tanzstiftung Birgit Keil.
Dass kein Liedwettbewerb ohne Franz Schubert und – im Fall der IHWA – ohne den Patron Hugo Wolf auskommt, liegt auf der Hand. Darüber hinaus lässt sich das Team der IHWA um Intendantin Cornelia Weidner jedes Mal andere Herausforderungen für die jungen Talente einfallen. Den künstlerisch ergiebigen Anlass gaben 2022 zwei Jubilare vor: zum einen der große Wolf-Antipode Johannes Brahms, der vor 125 Jahren starb, sowie Ralph Vaughan Williams zu dessen 150. Geburtstag, ergänzt durch weitere Lied-Komponisten von der britischen Insel. Das zeitgenössische Repertoire schrieb außerdem zwei Lieder lebender Komponistinnen vor.
Round Table Komponistinnen im 21. Jahrhundert
23. September 2022 im Konzertsaal der Musikhochschule
Es diskutierten: Elisenda Fábregas (Komponistin) | Prof. Dr. Cornelia Bartsch (Mariann Steegmann-Gastprofessur für interdisziplinäre Diversitätsforschung an der Technischen Universität Dortmund) | Anna Alàs i Jové (Mezzosopran, 2. Preis Internationaler Wettbewerb für Liedkunst Stuttgart 2010)
Moderation: Cornelia Weidner (Intendantin IHWA)
Musikalischer Beitrag: Anna Alàs i Jové und Olga Wien (Klavier, 2. Preis und Klavier-Sonderpreis Internationaler Wettbewerb für Liedkunst Stuttgart 2020) mit Liedern von Clara Schumann, Alma Mahler, Elisenda Fábregas, Lori Laitman und Cheryl Frances-Hoad
Auch der Round Table lenkte den Blick auf die Situation von Künstlerinnen im heutigen Konzertleben und wollte Veranstaltern Mut machen bei der Programmierung. Denn klar ist: Es gibt hier mindestens ebenso viele spannende Entdeckungen wie Nachholbedarf …
Über den Internationalen Wettbewerb für Liedkunst Stuttgart
Der Internationale Wettbewerb für Liedkunst Stuttgart ist einer der ältesten und traditionsreichsten Wettbewerbe seiner Art im deutschsprachigen Raum. Zunächst in Wien ausgetragen, seit 1987 in Stuttgart, hat er sich in den vergangenen 35 Jahren ein außerordentliches internationales Renommee erworben. Zahlreiche ehemalige Preisträger*innen prägen das heutige Konzertleben. Das Besondere an diesem Wettbewerb und lange Jahre auch sein Alleinstellungsmerkmal: Hier werden Duos ausgezeichnet. Es zählt die künstlerische Gesamtleistung, das Zusammenspiel von Gesang und Klavier. Umso höher ist der Anreiz für die jungen Talente, sich mit dieser besonders schönen und anspruchsvollen Kunstform auseinanderzusetzen und sie vor einem großen Publikum zu präsentieren.
Unterstützt wird der Wettbewerb vom Land Baden-Württemberg, der Stadt Stuttgart, der Eva Mayr-Stihl Stiftung sowie der Wüstenrot Stiftung.
Bewerber*innen, Vorjury und Jury
Der Internationale Wettbewerb für Liedkunst Stuttgart 2022 richtete sich an Sänger*innen und Pianist*innen, die nach dem 31. Dezember 1988 geboren wurden. Für den Wettbewerb 2022 hatten sich 27 junge Lied-Duos aus 32 Nationen qualifiziert. Sie stammten aus Albanien, Australien, Belgien, China, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Georgien, Griechenland, Großbritannien, Hongkong, Indien, aus dem Iran, Italien, Japan, Korea, Kroatien, Litauen, den Niederlanden, Österreich, Polen, Portugal, Russland, Schweden, aus der Schweiz, Serbien, Spanien, Taiwan, der Tschechischen Republik, den USA und Usbekistan.
Die Vorjury bildete Birgid Steinberger, Marcelo Amaral und Cornelius Hauptmann. Die Wettbewerbsjury bestand aus Bernarda Fink (Argentinien / Österreich), Robert Holl (Niederlande / Österreich), Soile Isokoski (Finnland), Graham Johnson (Großbritannien), Wolfram Rieger (Deutschland), Birgid Steinberger (Deutschland/Österreich) sowie dem Jury-Vorsitzenden Olaf Bär (Deutschland). Die Wettbewerbsleitung übernahmen Hans Georg Koch und Walter Kübler aus dem IHWA-Vorstand.
Preise
Es wurden Preisegelder in Höhe von insgesamt € 35.000 vergeben, die geteilt werden durften.
1. Preis: € 15.000 / 2. Preis: € 10.000 / 3. Preis: € 7.000
Darüber hinaus stand der Jury ein Betrag von € 3.000 zur freien Vergabe für Sonder- und/oder Förderpreise bzw. für die Teilung von Preisen zur Verfügung.
Die Internationale Hugo-Wolf-Akademie für Gesang, Dichtung und Liedkunst (IHWA) ist weltweit eine der ältesten und traditionsreichsten Institutionen zur Förderung und Erhaltung einer einzigartigen Kunstform – des Kunstlieds. Ihre Anfänge reichen bis zu den Lebzeiten ihres Namenspatrons im ausgehenden 19. Jahrhundert zurück. An diese Tradition der Pflege des Wolf’schen Œuvres knüpft die IHWA bis heute an und ist stets auf der Suche nach zeitgemäßen Formen der Liedpräsentation. Der biennale Internationale Wettbewerb für Liedkunst Stuttgart zählt zu den weltweit führenden Plattformen für das Lied – auch weil er es ausdrücklich als Duo- und nicht nur als sängerische Kunstform begreift. Seit 2008 gehört außerdem die Verleihung der Hugo-Wolf-Medaille zu den Höhepunkten in der Arbeit der IHWA. Bisherige Medaillenträger/innen sind: Dietrich Fischer-Dieskau (2008), Christa Ludwig (2010), Peter Schreier (2011), Brigitte Fassbaender (2013), Graham Johnson (2014), Elly Ameling (2015), Thomas Hampson & Wolfram Rieger (2017), Gundula Janowitz (2019) sowie Christian Gerhaher & Gerold Huber (2022).
Weitere Informationen:
www.lied-wettbewerb.de
www.ihwa.de
Fotos Reiner Pfisterer
Gruppenbild Jury und Preisträger(innen) 2022
vorne: Cornelia Weidner (IHWA-Intendantin) | Zhuohan Sun & Yuriko Watanabe 3. Preis) | Alexander Grassauer & Mauro Zappala (2. Preis) | Theodore Platt & Keval Shah (1. Preis) | Victoria Guerrero Misas & Veronika Loy (Sonderpreisfür eine besondere pianistische Leistung ) | Katja Maderer & Amadeus Wiesensee (Sonderpreis für die außergewöhnliche Darbietung eines Liedes einer zeitgenössischen Komponistin)
hinten Jury 2022 von links nach rechts: Walter Kübler (Wettbewerbsleitung) | Hans Georg Koch (Wettbewerbsleitung) | Olaf Bär (Jury-Vorsitzender, Deutschland) | Wolfram Rieger (Deutschland) | Graham Johnson (Großbritannien) | Robert Holl (Niederlande / Österreich) | Birgid Steinberger (Deutschland/Österreich) | Soile Isokoski (Finnland) | Bernarda Fink (Argentinien / Österreich)
1. Preis: links Keval Shah, Klavier (Großbritannien, geb. 1993) | rechts Theodore Platt, Bariton (Großbritannien, geb. 1994)
2. Preis: links Mauro Filippo Zappalà, Klavier (Italien, geb. 1993) | rechts Alexander Grassauer, Bass-Bariton (Österreich, geb. 1996)
3. Preis: links Zhuohan Sun, Tenor (China, geb. 1993) | Yuriko Watanabe, Klavier (Japan, geb. 1994)