Schrei der Bäume: Ein Film gegen das Wegsehen

„Schreit dabei“ heißt das Motto des einzigartigen Films „Schrei der Bäume„, der sich einem sehr brisanten und totgeschwiegenem Thema widmet: Dem Missbrauch und der Misshandlung von Kindern. Der Film soll aufrütteln und Mut machen. Mut, die Augen zu öffnen, nicht wegzusehen, wenn es um die Misshandlung von Kindern im direkten Umfeld geht. Die Premiere des Films ist Ende November geplant.

Hand auf´s Herz: Wer hat es nicht selbst schon erlebt? Eine Mutter oder ein Vater schreit das Kind an, schlägt es vielleicht sogar, weil es gerade quengelt und nervt. Oder das eine Kind im Kindergarten, der Schule oder in der Nachbarschaft ist so komisch. Zurückgezogen, ungewöhnlich still, erscheint oft viel zu verträumt oder wird schnell aggressiv. Wir merken: Irgendetwas stimmt da nicht. Doch wir schauen beschämt weg und schweigen.

Das Thema Missbrauch und Misshandlung von Kindern wird leider viel zu oft totgeschwiegen. Allein in Deutschland werden jährlich 300 000 Kinder und Jugendliche Opfer sexueller Gewalt. Täglich werden etwa 1000 Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht und gequält. Alle fünf Minuten wird in Deutschland ein Kind gegen seinen Willen zu sexuellen Handlungen gezwungen. Und warum? Weil Nachbarn, Lehrer, Verwandte, Mitmenschen wegschauen. Glauben, dass in ihrer heilen Welt so etwas nicht passiert. Wie viel Leid könnte diesen Kindern erspart werden, wenn wir ein wenig besser hinschauen, einschreiten und helfen würden?

Diese Gedanken haben sich auch die Initiatoren des Films „Schrei der Bäume gemacht“. Die klare Botschaft des Kurzfilms: Menschen zu erreichen und deren Herz zu berühren. Sie dazu bewegen, die Augen zu öffnen, nicht mehr wegzusehen und Verdachte aussprechen. Denn je mehr Menschen die Augen öffnen und handeln, desto größer ist die Chance, ein Kind zu schützen.

Wir wünschen uns Augen, die sehen und Menschen, die handeln. Jedes offene Auge ist so enorm wichtig für unsere Kinder. Jede herunter gerissene Scheuklappe könnte ihnen ein schöneres Leben bereiten. Denn deren eigene Augen werden ihre sonst so bunte Welt nur noch aus einer dunkelgrauen Perspektive erleben und sich nie wieder ganz davon erholen.

sagt Torsten Laatsch, auf dessen Kurzgeschichte der Film „Schrei der Bäume“ beruht. Er saß im Garten, links neben sich das Haus, rechts eine Eiche und dachte sich: „Was hat diese Eiche nur schon alles erlebt?“. So entstand die Geschichte, die 2015 beim „Heider Literaturpreis“ gewann. Ein Produzent wurde auf die Geschichte aufmerksam und hatte die Idee, einen Film zu diesem brisanten Thema zu machen. Das Produktionsteam ist hochkarätig besetzt: Der Regisseur Michael Reissinger sowie die Schauspieler/innen Sven Martinek, Ingo Naujoks, Joseph Hannesschläger, Katy Karrenbauer, Kai Noll, Ingo Kantorek, Michelle Monballjin, Laura-Sophia Landauer, Andre Hoffmann und Fred Gantenberg. Das Besondere daran ist: Alle sind mit Herzblut dabei und verzichten auf eine Gage, um dieses wichtige Thema in die Welt zu tragen. Finanziert wird das Projekt durch Crowdfunding, Filmförderung und Spenden.

Leider musste die Crew des Projektes auch einen herben Tiefschlag einstecken. Der Kameramann und Co-Produzent André Mittwollen, auch liebevoll das „Auge“ genannt, verstarb vergangene Woche plötzlich an einem Herzinfarkt. „Ohne meinen besten Freund André wäre das Projekt noch lange nicht soweit wie jetzt“, sagt Laatsch.

Schreit dabei!“ Wer das Projekt unterstützen möchte, kann sich hier an das Projektteam wenden oder einfach auf diese Seite bzw. den Film aufmerksam machen.

Autor: Katja Barthel