Der Galeriekünstlers Jochen Hein (*1960 in Husum, DE ) wird in diesem Jahr sein Messedebüt auf der Volta Basel 2017 geben. Auf dem Stand C24 wird er dem Basler Kunstpublikum eine Auswahl von seinen Arbeiten aus verschiedenen Werkserien präsentieren.
Seit 2015 wird Jochen Hein von der Galerie Thomas Fuchs vertreten. Bereits seine erste Einzelausstellung in der Galerie, die sich auf Seestücke konzentrierte, war ein großer Erfolg. Die Sammler fühlten sich nicht nur von den Motiven und der Malweise angezogen, sondern waren auch von der illusionistischen Wirkung und gleichzeitig abstrakten Erscheinung seiner Bilder fasziniert. In den darauffolgenden Jahren war Jochen Hein sowohl auf nationalen Messen (Art Karlsruhe, POSITIONS Berlin) als auch auf internationalen Messen (art UNTITLED Miami Beach, VOLTA NY) sehr erfolgreich vertreten. Museumsausstellungen in Hamburg (Hamburg ins Gesicht geschaut, Museum Hamburg) Neunkirchen (Open Spaces – Landschaften, Städtische Galerie Neunkirchen) und Göppingen (Pieces of Water, Kunstverein Göppingen) folgten. Zuletzt hatte Jochen Hein zwei Einzelausstellungen (Über die Tiefe) im Museum Kunst der Westküste, Alkersum / Föhr, und in der Städtischen Galerie Neunkirchen. Zu diesen erschien eine Publikation im Boyens Verlag mit Texten von Dr. Ulrike Wolff-Thomsen und Nicole Nix-Hauck M. A.
Jochen Hein wurde “als Maler” geboren, wie er in einem Interview äußerte. Er malt, was ihn schon “als jungen Menschen in Erstaunen versetzt hat” und für ihn von “tieferer Bedeutung” erschien. Seine Motive scheinen dem Betrachter vertraut: das Meer, Parklandschaften, Grasstücke und Menschen. Das Meer gehört dabei zu seinen bevorzugten Sujets, nicht etwa weil er dessen Anblick liebt oder er sich diesem nahe fühlt, vielmehr weil es ihm “Angst” macht, ihm “als das große Fremde Ehrfurcht” einflößt.
Jochen Hein interessiert sich für das “Sichtbare in der Welt”, insbesondere für die “Wahrnehmung von Oberflächen” und “wie sie sich durch das Licht wandeln”. Um diese besondere Wirkung in seinen Bildern darzustellen, hat der Maler eigene Techniken entwickelt: den aufwändig vorbereiteten Maluntergrund, den “Körper”, übergießt er mit “Farbhäuten”. An einigen Stellen schleift er die Farbe wieder ab — mit dem Spachtel, den Händen oder anderen Hilfsmitteln — während er an anderen Stellen gegebenenfalls wieder Farbe aufträgt. Die gleißenden Lichtreflexe in seinen Meerbildern entstehen unter anderem mittels schwungvoll ausgeführten Armbewegungen: mit einem Pinsel in der Hand schleudert der Künstler weiße Farbe auf die vor ihm am Boden liegende Leinwand. Die genaue Platzierung dieser “Lichtpunkte” ist folglich zufällig. Hein bezeichnet seine Malerei als “eine Mischung aus Zufall und Notwendigkeit”, als ein “Sehen und Handeln” und zieht Parallelen zu den Prozessen in der Evolution. Diese von ihm entwickelte Arbeitsweise diene, so der Künstler, der “Selbstüberlistung” und erzeuge die gewünschte “Lebendigkeit”, welche die Arbeit erst zu “seiner Malerei mache”. Außerdem sei es die “natürlichste Art, die Komplexität der Natur einzufangen”. Erst wenn Hein nicht mehr weiß, wie er “etwas hinbekommen” hat, ist er zufrieden. Bei jedem Bild entwickelt er seine Technik weiter, dabei sind ihm “Unfälle die wertvollsten Mutationen”, um zu neuen Möglichkeiten der Malerei zu gelangen.
Jochen Hein führt den Betrachter mit seiner Malerei gewissermaßen hinters Licht, indem er ihm scheinbare Wirklichkeitsausschnitte, tatsächlich aber “informelle Bruchstücke” zeigt. Aus der Ferne hat der Betrachter den Eindruck, er befinde sich mitten auf dem offenen Ozean und sei diesem schutzlos ausgeliefert. Tritt dieser, angezogen von der detailliert wirkenden Malweise, näher an die Leinwand heran, stellt er allerdings irritiert fest, dass es sich um eine abstrakte Oberfläche, bestehend aus Farbspritzern und Farbflächen, “um sinnlose Informationen” handelt. Jene Täuschung des Betrachters, jene “Spannung zwischen Erwartung und Wirklichkeit”, die aus der “Spannung zwischen der Raumwirkung der Bilder aus der Ferne” und ihrer “banalen materiellen Beschaffenheit” aus der Nähe entsteht, ist es, die den Künstler reizt. Jochen Hein zufolge erlaube die menschliche Wahrnehmung und dessen Erkenntnisfähigkeit nur eine “ganz oberflächliche Ahnung” von der Welt. Der Mensch sei “zu einer Tunnelwahrnehmung verdonnert”. Und diese nur “oberflächliche Ahnung” des Betrachters von der Welt nutzt der Künstler für sich und zeigt in seinen Bildern, dass der “Mensch gerade nicht erkennt, was er sieht: Selbst die Illusion ist eine Illusion”.
Das Besondere an der Malerei von Jochen Hein ist, dass seine Abbilder von der Natur dem Betrachter vielleicht deshalb so real erscheinen, weil sie gerade nicht hyperrealistisch gemalt sind, sondern aus abstrakten Oberflächen bestehen. Seine Bilder setzen sich im Auge des Betrachters zusammen und lösen sich wieder auf, “so wie in dem Moment, in dem wir meinen, uns ein Bild von der Welt gemacht zu haben, sich bei näherer Betrachtung immer nur neue Unklarheiten und Fragen auftun”.