Interview Modeselektor

Es ist soweit. Nach sieben Jahren sind Sebastian Szary und Gernot Bronsert mit einer neuen Platte am Start. Bereits ihr letztes Album war ein internationaler Erfolg. Das Rüdersdorfer Musikerduo Modeselektor plauderte mit uns über die neuen Stücke aber auch darüber, warum sie sich immer treu geblieben sind und was die beiden als Rentner so anstellen werden.

Nach mehreren Jahren veröffentlicht Ihr nun Euer langersehntes neues Album. Das letzte hatte international großen Erfolg. Was ist das besondere an der aktuellen Platte?
Unser neuestes Album „Who Else“ spiegelt unsere Sicht der Dinge wieder. Das heisst, wir haben nach dem Moderat- Tour- Abschluss gründlich nachgedacht und den entscheidenen Moment aufgenommen, um den Modeselktor-Sound für uns neu zu definieren. Während der Tour haben wir immer wieder Ideen gesammelt. Jedoch gab es kein explizites Datum, wann wir diese Platte fertig machen würden.

Es heißt, dass das neue Album die Ambivalenz Eurer Heimat Berlin widerspiegelt. Welche Bedeutung haben die einzelnen Stücke der Platte für Euch?
Jedes Stück hat natürlich eine übergeordnete Bedeutung für uns. Am Ende fügt sich dann auch das Puzzle zu einem Gemälde zusammen. Ob sich der „Sound of Berlin“ in „Who else“ widerspiegelt muss jeder für sich entscheiden. Das hängt auch von der Situation ab, wo und wann man es hört. Oft sind die Skizzen für die einzelnen Tracks auf Reisen -also nicht in Berlin- entstanden. „Who“ entstand zum Beispiel im Hotelzimmer in Barcelona. Dennoch haben wir die meisten Tracks in Berlin geschrieben. Wahrscheinlich stimmt es doch mit dem „Sound of Berlin“, der im übrigen mehr als nur „Techno“ ist. Der Berliner Sound enthält Strömungen aus verschiedenen musikalische Bereichen.

Habt Ihr ein persönliches Sahnestückchen auf der Platte, was Euch besonders gelungen und wichtig ist?
Dadurch, dass das Album auf acht Tracks extrem reduziert ist, sehen wir das Album als „Lieblingsstück“ im Ganzen. Aber klar „Who“, „Wake me up when it´s over“oder „Wmf love song“ sind unsere Glanzstücke. Witzig, sie fangen alle mit “W” an.

Zurückblickend auf eine erfolgreiche internationale Musikkarriere, wie würdet Ihr sagen, hat sich Modeselektor entwickelt?
Modeselektor ist sich treu geblieben. Wir haben uns technisch entwickelt. So würden wir Dinge auch nicht mehr so machen wie vor 15 Jahren, aber letztendlich sind genau diese Schritte auf dem Weg zu dem wo wir uns jetzt befinden, sehr wichtig gewesen.

 

Photo Birgit Kaulfuss

Ihr habt den Zahn der Zeit getroffen. Der große Durchbruch. Wann wurde Euch klar, dass Eure Musik-sogar weltweit- einen derartigen Erfolg haben würde?
Ab und zu machen wir sogenannte „Around The World Touren“, innerhalb kürzester zeit einmal um den Planeten „mother Earth“. Die Umweltaspekte lassen wir mal lieber außen vor. Da startet man in Japan, weiter nach Australien, Neuseeland, USA, Südamerika und endet dann in Mexico, bevor es zurück nach Hause geht. Was man natürlich beobachten kann, so unterschiedlich die Länder dann auch sind, die Menschen kannten unsere Tracks, egal wo wir auftraten. Das ist ziemlich verrückt. Aber na gut, wir sind ja alle bis über die Ohren connected. Es gibt schon einen globalen Sound in der elektronischen Musik, egal auf welchem Kontinent. Klar wurde uns das übrigens bereits im Jahre 2006. Da hatten wir eine solche Marathontour in viereinhalb Wochen hinter uns gebracht. Das war übrigens noch zu Zeiten, bei der Facebook noch eine untergeordnete Rolle für uns spielte. Die Generation „myspace“ war damals das grosse Ding, iPhone und den ganzen anderen Quatsch gab es auch noch nicht.

Wie habt Ihr Euch persönlich verändert? Was hat der Erfolg mit Euch gemacht?
Verändert hat sich sehr viel bei uns. Unser Leben ist relativ durchgeplant. Wir sind jetzt schon ein Jahr mit der Planung im voraus. Gepaart mit der Planung im Privatbereich, wie Ferien und Urlaub sind 365 Tage am Ende nicht viel. Und so stellen wir immer wieder fest, dass schon wieder ein Jahr vorübergegangen ist. Was unseren Erfolg betrifft, gibt es verschiedene Messbereiche. Das Beeindruckendste ist, wenn sich Tracks, die man vor sage und schreibe acht Jahren gemacht hat, immer noch aktuell sind bei den Fans und sie lautstark mitsingen.

An welchen Gig erinnert Ihr Euch besonders gern?
Bei dieser Frage kommt man ins Stocken, weil wir einfach schon sehr viele Gigs gespielt haben. Das reicht von einem Auftritt bei strömenden Regen unter unter einer Brücke in Newcastle, einem Gig bei minus 20 Grad Celsius in Montreal, einer Show im tiefsten Mexico vor sehr einheimischen Publikum bis hin zum Support für Radiohead in Berlin.Manchmal sind es aber auch die kleinen, fast spontanen Keller-Raves, wo man ohne Vorahnung eine unfassbare Party erlebt hat.

Was bedeutet Berlin für Euch?
Berlin ist unsere Stadt, in der wir gross geworden sind. Berlin hat uns geformt .

Wohin zieht Ihr Euch am liebsten zurück, wenn Ihr Ruhe braucht und mal richtig abschalten wollt?
Uns zieht es nach Hause, in den Wald. Während einer Tour ist das Hotel unserer Kraftort.

Wo seht Ihr Euch in 20 Jahren?
Da sind wir 60 und 64. Keine Ahnung . Wir werden bestimmt immer etwas mit Musik zu tun haben .

Was wäre anders gelaufen, wenn Modeselektor nicht da wären, wo sie heute sind? Welchen Plan B gab es für Euch persönlich?
Es gab und gibt nur einen plan A!

Photo Birgit Kaulfuss

EYLEEN BEETLEWOOD
Text: Eyleen Beetlewood