Ab dem 9. Oktober präsentiert die Helmut Newton Stiftung ihre neue Ausstellung „America 1970er/80er“. Zu sehen sind Werke von Evelyn Hofer, Sheila Metzner, Joel Meyerowitz und Helmut Newton.
Parallel zu seiner Festanstellung bei der französischen Vogue im Jahr 1961, arbeitete Helmut Newton für die amerikanische Ausgabe des bekannten Modemagazins. Einige seiner Aufnahmen entstanden in Europa, andere in den USA. In New York lieferte Newton seine Bilder direkt an Alexander Libermann, der die amerikanische Vogue von den 1960ern bis in die 1990er Jahre leitete. Nebenbei war dieser als erfolgreicher Maler, Bildhauer und Fotograf tätig. Newton fand Gefallen an der sprichwörtlichen Freiheit, die in jenen Jahren in Amerika das Leben bestimmte. So pendelte er regelmäßig zwischen der alten und der neuen Welt hin und her. In den 1979er Jahren fotografierte Newton Mode und Akt in Amerika vor allem in New York, Las Vegas, Miami oder Los Angeles. Die Aufnahmen wurden sowohl in Magazinen, aber auch zum Teil in seinem zweiten Bildband „Sleepless Nights“ (1978) veröffentlicht. In den Wintermonaten, in denen Helmut und June Newton regelmäßig nach Los Angeles kamen, entstanden zahlreiche Porträts der ,Berühmten und Berüchtigten´ in und um Hollywood für die Zeitschriften Egoïste, Interview, Vanity Fair oder New Yorker, sowie einige Aktbilder für den Playboy. Die Ausstellung zeigt , wie sich Newtons Bildsprache während seiner Arbeit in den USA verändert hat. Das Genre Porträt wurde für ihn immer bedeutender.
Parallel zu den gezeigten Newton Werken entstanden die Porträts von Joel Meyerowitz in Provincetown, Massachusetts. Der Fotograf hatte sich jeden Sommer ab den späten 1970er und frühen 1980er Jahren von New York aus in das ehemalige idyllische Fischerörtchen zurückgezogen. Dort porträtierte er mit seiner Großbildkamera gleichgesinnte Freigeister, die sich wie er aus dem Trubel der Großstadt zurückgezogen hatten. Seine Motive waren Männer und Frauen, Junge und Ältere, allein oder als Paar. Die Blicke auf den Fotos sind intensiv und neugierig. Posen gab es kaum, dafür offene, unverstellte und authentische Gesichter. Die Porträtierten waren zum großen Teil Freunde und Bekannte des Fotografen. Auftraggeber hatte Meyerowitz nicht, hierbei handelte es sich um ein freies Projekt, das ein faszinierendes Gesellschaftsporträt einer liberalen, individualistischen Community an der amerikanischen Ostküste zeigen sollte.
Das Amerika in seinen Aufnahmen ist ein anderes, freieres und freizügigeres als das, was wir heute kennen. Der Künstler hat diese Porträts wiederentdeckt und zeigt sie nun erstmals der Öffentlichkeit.
Die amerikanische Fotografin Sheila Metzner war eng mit Helmut und June Newton befreundet. Das innige und besondere Verhältnis wird innerhalb der Ausstellung in zwei Vitrinen anhand von gegenseitigen Porträts gezeigt. Metzner arrangiert in ihren Werken eher minimalistische Dinge auf einer ebensolchen Bühne als pure Form. Die zarte Tonung der Fotografien, entstanden als Fresson-Prints, die an Bromöldrucke der Avantgardisten der 1910er Jahre erinnern. Die Bilder scheinen tagtraumhaft. Sheila Metzner besuchte Joel Meyerowitz Ende der 1970er Jahren in Provincetown und wurde dort von ihm porträtiert.
Von Evelyn Hofer werden in June´s Room 30 Aufnahmen präsentiert, die in den 1960er und 1970er Jahren in New York entstanden sind. Zu sehen ist ein subjektives Stadtbild mit Straßenszenen und Panoramen, Interieurs und Porträts in Schwarz-Weiß und Farbe. Ihre subtilen Farbbilder des New Yorker Alltagslebens werden im Dye Transfer-Verfahren aufgeführt, das richtungsweisend für einen poetisch-magischen Realismus in der Street Photography war. Die gebürtige Deutsche hatte 1933 mit der Familie ihre deutsche Heimat verlassen, um zunächst nach Madrid, Paris, Zürich, Mexiko und 1946 schließlich nach New York überzusiedeln. Dort arbeitete sie im Auftrag für Modemagazine und frei an diversen eigenen Buchprojekten.
Eröffnung „America 1970er/80er“: Donnerstag, 8. Oktober 2020, 20 Uhr (unter Vorbehalt)
Laufzeit: 9. Oktober 2020- 16.Mai 2021
Helmut Newton Stiftung
Museum für Fotografie
Jebensstraße 2, 10623 Berlin
www.helmutnewton.com
Text: Eyleen Beetlewood