So wie Günther Krabbenhöft noch nie öffentlich dargestellt worden ist – so wird es in dem neuen Zeitblatt Magazin und LebenslustTV Interview mit Bastian Lee Jones herausgeschält.
Es ist oft eine Milchmädchenrechnung – wenn man eine Person interviewt, die es zu gewisser Prominenz schaffte – nicht weil sie es wollte und dafür alles getan hätte. Ganz im Gegenteil. Die Person war einfach nur sie selbst – nach einer langen Suche nach Stil. Oder besser: auf der Suche nach seiner wahren Identität.
Auf der Suche nach dem Selbst oder dem So-sein und nicht anders. Eine Suche mit Umwegen und Brüchen. Viele Menschen sind politisch und sind dies nur – indem sie tagespolitisch schwadronieren – gelegentlich debattieren oder gar ihre Sehnsucht nach Macht zur Gestaltung zum Beruf machen. Doch so ist Günther Krabbenhöft nicht.
Das ganze Interview ist auf Youtube zugänglich:
Selbst die ganzen Etiketten, die man ihm anhängt – soll ich sie wiederholen? Nun – ich tu es jetzt der Vollständigkeit halber. Man nennt ihn den technoiden “Hipster Opa”, den “Partylöwen”, den “coolsten Opa der Republik” , die “Stilikone” und dergleichen mehr. Doch ein Label wird von aussen auf einen geklebt. Und sicherlich befeuert der Mut zur gepflegten stilsicheren Äusserlichkeit, die niemals nach toter Perfektion strebt, sondern nach lebendiger Imperfektion mit einem Twist von “So-sein-wie-man-eben- ist”, zu diesen Labels. Natürlich wehren sich kreative Menschen immer gegen Schubladen – vielleicht weil man sich ertappt fühlt bei etwas, oder weil es einen aus der Freiheit des Seins in etwas zwingt, was Erwartungen weckt – und wo Erwartungen sind und bedient werden müssen, einem die Freiheit genommen wurde?
Der alleinerziehende Vater einer Tochter, der sonst auch ganz der polyglotten Lebensart frönt, der mit 10 Freunden ein besetztes Kreuzberger Haus kaufte und Wohngemeinschaft im Hier und Jetzt, aber auch in der Zukunft in Form einer gekauften Urnengrabstätte mit einem Obelisken aus Schwedischem Granit, wählte, zum Koch ausgebildet wurde und aus der Gegend von Hannover in die Metropole kam und ihr auch für 2 Jahre auf dem Dorf den Rücken kehrte – dieser Lebensentwurf ist der Bruch pur. Und alles was aus Normen und Erwartungen bricht – aus der Normierung des “So-sein-sollens” in der Gesellschaft – all das kann man nicht von aussen aufgeklebt als “Inszenierung” zu einem “Freak” oder “Exzentriker” erklären. Es ist ureigen. Aus dem Inneren schöpfend. Dort wo Schöpfung statt findet und nur statt finden kann. Und wer den Mut und die Muse hat, sich selbst zu konfrontieren mit dem ich und den Masken und Prägungen – dem kommt eben alles zugeflogen, ohne, das man danach greifen muss. Günther Krabbenhöft wurde eben von einem Briten auf dem Kottbuser Tor in der U-Bahn fotografiert, gepostet – und wurde zum Socialmedia und Medienliebling.
Und so schliesst sich der Bogen hin zur Politik! Solche mutigen, aus der Reihe tanzenden Gestalten, sind immer querdenkend. Oft kritisch, nicht im Kritisieren der Umstände – sondern die Kritik besteht einfach darin, sich das Recht zu nehmen, einzigartig zu sein. Und darin steckt das Politische als Politikum in nuce. Es ist so gesehen meta-politisch und im ureigenen Sinn politisch.
Und so saßen wir im Café “Milchmädchen” und unterhielten uns über die Milchmädchen Rechnungen, berühmt geworden zu sein – als Werbefigur mit all den Erwartungen und den Unfreiheiten, die damit verbunden sind. Den hohlen Etikettierungen einer Gesellschaft, die ihre “Stars” braucht und zurecht inszeniert – weil die Einzelnen in der Gesellschaft sich in deren Anonymität verstecken, wegdämmern und weggucken – weil sie nur funktionieren wollen – fern von jeglicher Bewusstheit. Und natürlich ist es oft so, dass beispielsweise die Herren sich so kleiden, wie sie ihre Mütter in den Kindergarten brachten. Dressierte Hündchen. Zu faul, sich Gedanken zu machen, und in sich zu investieren. Oh weh – jetzt wird es vielleicht sarkastisch – und ich schliesse mit der Einladung, sich das außergewöhnliche Interview mit Günther Krabbenhöft auf Youtube anzuschauen: https://youtu.be/DAEOz3n_a50
Und nachdem das Mikrophon und die Kamera ausgeschaltet wurde – da ging die politische und philosophische Diskussion erst richtig los. Über die Spaltung der Gesellschaft ging es, bis hin zu dem Vergeltungs-Unprinzip, wie sich etablierte Grössen mit den neuen Emporkömmlingen der linken und neuen rechten Ränder umgehen – meist mindestens genauso gewalttätig polternd. Aber Günther Krabbenhöft nimmt es mit Humor und Tiefe – so wie er noch nie dargestellt worden ist. Deswegen war an diesem Samstag Premiere, wo ihr einen anderen Günther Krabbenhöft als Ermutigung und Inspirationsquelle geniessen dürft! Macht euch Lebenslust und habt Mut, so zu sein, wie ihr wirklich seid!
Vielen lieben Dank!
(Kamera, Sound Uwe M. M. Rykow, Interview: Bastian Lee Jones, Zeitblatt, der Radiosendung “Mach Dir Lebenslust” & LebenslustTV)
Text: Bastian Lee Jones / Photos by_Zeitblatt Magazin Uwe Marcus Rykov