Weit über seine Wahlheimat und langjährige Wirkungsstätte München hinaus sind Kurt Redel und sein legendäres Pro Arte Orchester unvergessen. Im Oktober wäre der große Flötist, passionierte Schatzsucher und Pionier Alter wie neuester Musik, Dirigent und Festivalgründer 100 Jahre alt geworden. Diesen runden Geburtstag haben die von ihm ins Leben gerufene Kurt Redel Stiftung und eine Gruppe ehemaliger Freunde und Orchesterkollegen zum Anlass genommen, am 5. Oktober 2018 ein Gedenkkonzert für Kurt Redel auszurichten.
Das Besondere: Die beteiligten Musiker des Orchesters des Staatstheaters am Gärtnerplatz möchten diesen Abend im Geist und im Stil des seinerzeit weltbekannten Kammerorchesters gestalten. Auf dem Programm stehen Highlights aus dem Pro Arte-Repertoire, wie sie in den 70-er Jahren in der Salle Pleyel in Paris erklangen, darunter Werke von Johann Pachelbel, Christoph Willibald Gluck, W. A. Mozart und Felix Mendelssohn-Bartholdy.
Die Organisation des Gedenkkonzerts haben zwei Musiker übernommen, die jahrelang selbst im Pro Arte Orchester gespielt haben: die Geiger Albert Ginthör(Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz) und Tibor Jonas (Münchner Salonorchester Tibor Jonas). Die musikalische Leitung hat Gabriel Venzago inne. Die Flötistin Kerttu Aalto-Setälä und der Violinist Philipp Jonas, Masterstudenten an der Münchner Musikhochschule, stehen als Solisten stellvertretend für all die herausragenden jungen Talente, deren Förderung sich die Stiftung verschrieben hat. Moderiert wird der Abend von Klaus Wallendorf, langjähriger Hornist bei den Berliner Philharmonikern und Konzert-Conférencier mit Kult-Status.
Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Johann Pachelbel, Christoph Willibald Gluck, Felix Mendelssohn-Bartholdy, Antonio Vivaldi, Luigi Boccherini, Johann Sebastian Bach, Ludwig van Beethoven, Johan Svendsen und Béla Bartók
Gabriel Venzago (Musikalische Leitung)
In Heidelberg geboren, studierte Gabriel Venzago in München und Stuttgart. Assistenzen und Dirigate führten ihn zu den Osterfestspielen Baden-Baden, an die Opera stabile der Hamburger Staatsoper, die Theater Luzern und Augsburg sowie zu den Opernfestspielen Heidenheim. Von 2015 bis 2017 war Gabriel Venzago Assistant Conductor der Münchner Symphoniker, anschließend Dirigent, Korrepetitor und Assistent des Generalmusikdirektors am Theater für Niedersachsen, Hildesheim. Seit Beginn des Jahres 2017 ist Gabriel Venzago Kapellmeister am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin.
Gabriel Venzago ist aktiver Stipendiat des Dirigentenforums des Deutschen Musikrats und ehemaliger der Akademie Musiktheater heute.
Kerttu Aalto-Setälä (Flöte)
wurde 1992 in Helsinki geboren und war von 2009 bis 2013 als Jungstudentin bei Petri Alanko an der Sibelius-Akademie in ihrer Heimatstadt eingschrieben. Ihr Studium bei Felix Renggli an der Musik Akademie der Stadt Basel (2013 bis 2016) schloss sie mit einem Bachelor in Musik ab. Aktuell absolviert sie ein Masterstudium bei Prof. Andrea Lieberknecht an der Hochschule für Musik und Theater in München. Seit September 2017 ist Kerttu Akademistin beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und spielt aktuell auch als Soloflötistin im Schwedischen Radio Symphonieorchester Stockholm.
Sie wird gefördert von der Finnischen Kultural Stiftung, der Wihuri Stiftung und der Pro Musica Stiftung.
Philipp Jonas (Violine)
wurde 1996 in München geboren. Seine Passion und sein Talent fürs Geigenspiel zeichnete sich schon sehr früh ab. Von 2009 bis 2014 war er Jungstudent an der Musikhochschule München. In dieser Zeit hatte er bereits zahlreiche Auftritte, unter anderem mehrfach als Solist mit dem Münchner Salonorchester Tibor Jonas. Sein Studium begann Philipp 2014 bei Prof. Mi-kyung Lee und wechselte zwei Jahre später zu Prof. Julia Fischer. Außerdem war er mehrere Jahre Mitglied im Bayerischen Landesjugendorchester. Aktuell absolviert er ein Masterstudium an der Hochschule für Musik und Theater in München.
Seit 2015 wird Philipp Jonas mit dem Deutschlandstipendium gefördert. Er spielt ein Geige von Alessandro Mezzadri aus dem Jahr 1721.
Klaus Wallendorf (Moderation)
Geboren 1948 am Tag der Hausmusik, war die spätere Karriere von Wallendorf erkennbar vorherbestimmt. Mit 16 Jahren war er bereits im Engagement beim Sinfonieorchester Aachen, ein Jahr später holte er sich den 1. Preis im Fach Horn beim Bundeswettbewerb Jugend musiziert. Es folgten Stationen bei den Düsseldorfer Symphonikern, der Deutschen Oper Berlin und – jeweils in Solo-Positionen – beim Orchestre de la Suisse Romande, dem Bayerischen Staatsorchester München und von 1980 bis 2016 bei den Berliner Philharmoniker, die den begnadeten Moderator bei seinem altersbedingten Abschied zum „Hauspoeten auf Lebenszeit“ ernannten. Seitdem hat er sein Hobby als „Würdigungsfachkraft“ (O-Ton Wallendorf) zum Beruf gemacht und sorgt, wo immer er auftritt, für die ebenso vergnügliche wie von großer Sachkenntnis geprägte Konzert-Umrahmung. Auch als Autor wurde er bekannt. Schon der Titel seines Buchs ist ein klassischer Wallendorf: Immer Ärger mit dem Cello: Liebeserklärung eines irrenden Waldhornisten an die streichenden Kollegen.
Zur Person: Kurt Redel
1953 rief Kurt Redel, damals Soloflötist im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, das Kammerorchester Pro Arte ins Leben. Für seine Bearbeitung und Platteneinspielung der Kunst der Fuge von J.S. Bach erhielt er 1954 seinen ersten Grand Prix du Disque und wurde damit mit seinem Orchester in Frankreich über Nacht berühmt. In den 50- er und 60-er Jahren avancierte Redel zu einen der wichtigsten Wiederentdecker der Vorklassik und inspirierte die Trüffelsucher der Alte Musik-Bewegung. Bei der Erstaufführung der vergessenen Matthäuspassion von Georg Philipp Telemann bei den Luzerner Festspielen 1965 rief Igor Markevitch begeistert aus: „Redel hat für Telemann das getan, was hundertvierzig Jahre zuvor Mendelssohn für die Matthäuspassion von J.S. Bach geleistet hat!“
Kurt Redel gründete die Osterfestspiele in Lourdes und trat mit seinem Orchester regelmäßig in Paris, Prades und Aix-en-Provence auf. Zahlreiche Tourneen führten das Pro Arte Orchester nach Holland, Belgien, Luxemburg, Italien, Spanien und bald auch nach Asien und Mexiko. Die Orchestermitglieder kamen alle aus den bekannten Münchner Orchestern, ein größerer Teil aus dem Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz.
Mitte der 80-er Jahre weitete Kurt Redel seine Dirigiertätigkeit international auf namhafte Orchester aus. Damit endete die glorreiche Ära des Pro Arte Orchesters.
Seinen Nachlass vermachte er der Kurt Redel Stiftung, die begabte junge Musiker fördert, unter anderem in Zusammenarbeit mit den Musikhochschulen von München und Basel.
Freitag, 5. Oktober 2018 um 19:30 Uhr
Hochschule für Musik und Theater München, Großer Saal
Kurt Redel Gedenkkonzert
Schirmherrschaft: Dr. Thomas Goppel, Präsident des Bayerischen Musikrats
Eine Kooperation der Hochschule für Musik und Theater München und der Kurt Redel Stiftung
Pro Arte Orchester München
Flöte: Kerttu Aalto-Setälä
Violine: Philipp Jonas
Musikalische Leitung: Gabriel Venzago
Moderation: Klaus Wallendorf