Ein Blick zurück auf 6 Tage Baselworld 2019

BASEL, Schweiz 26.03.2019 – Am späten Nachmittag des Dienstag 26.03.2019 schloss der sechste und letzte Tag der Baselworld 2019. Der Tag, an dem erkennbar war, ob das neue Konzept so gegriffen hat, wie es erhofft worden war. Doch die Zahlen sind ernüchternd. Nicht nur, dass ein Fünftel weniger Aussteller vertreten waren, auch 22% weniger Besucher (81.200) konnten im Vergleich zum Vorjahr gezählt werden.

Der neue Direktor Michel Loris-Melikoff kündigte auf der Abschluss-Pressekonferenz diverse Veränderungen für die Baselworld ab 2020 an. Große Herausfordrungen für die Direktion, aber auch für die Messegruppe MCH, für die die Show 2019 schon nicht rentabel war.

Angenehm viel Platz für die Gäste, doch leider 22% weniger Besucher als im Vorjahr.

Der Stab der Messeleitung Baselworld wurde im Mai 2018 von der langjährigen Leiterin Sylvie Ritter und René Kamm an Michel Loris-Melikoff. Die Baselworld hatte in den Jahren zuvor sehr an Bedeutung verloren. Eine gewisse Arroganz wurde der Leitung von vielen Ausstellern vorgeworfen. Das Ergebnis daraus hatte die Messe in den Jahren auch spüren müssen. Von einst über 1.500 Ausstellern waren es 2018 weniger als die Hälfte. Dramatisch!

Nachdem auch noch die Swatch Group mit ihren großen Marken für 2019 absagte, war der Druck auf Ritter und Kamm zu groß. Der neue Hoffnungsträger Loris-Melikoff sollte das Eisen aus dem Feuer holen.

Sicherlich hat man die Lücke, die die Swatch Group hinterlassen hat elegant geschlossen und auch einige Maßnahmen in einem „neuen Konzept“ umgesetzt, doch insgesamt sind weiterhin viele Aussteller unzufrieden und die Zahlen der 2019er Show sind ein Desaster. Auch großer Besuch und genauso große Worte am ersten Messe-Tag, u.a. vom Präsidenten der Schweiz Ueli Maurer halfen nicht.

Der Swatch-Chef Nick Hayek äußerte in einem Interview gegenüber des SFR, dass viele Aussteller die Faust im Sack geballt haben. Der Schritt der Swatch Group war konsequent. Viele andere bedeutende Häuser hielten loyal an der Baselworld fest. Doch wielange kann das noch gutgehen, zumal die Branche selbst in einer Krise steckt und mit spitzem Bleistift rechnen muss.

Auch die Manager-Legende der Luxusuhren Jean-Claude Biver (Ex-CEO und heutiger Präsidenten des Verwaltungsrats von Hublot und Leiter des Uhrengeschäfts von LVMH, verantwortlich für die Uhrenmarken TAG Heuer und Zenith) äußerte sich kritisch und etwas ungehalten, was man von ihm gar nicht kennt, über die träge Haltung und wenige Veränderung der Messe. Noch immer sei die Leitung im Vorgehen arrogant. Er beispielsweise wäre nicht einmal gefragt worden, was man verändern könnte, um eine positive Revolution der Baselworld herbeizuführen. Für ihn ist die Baselworld-Messe eine Kopie seit vielen Jahren. Man hätte seit Jahrzehnten nichts verändert. Auch in 2019 habe man kaum etwas verändert. Viele andere Industrien hätten den Wandel der Welt erkannt und ihre Systeme, ihre Produkte, ihre Messen angepasst. Nur die Baselworld würde seit den 90er Jahren jedes Jahr eine Kopie der Messe aus dem Vorjahr präsentieren, so Biver.

Er vermisst einen Award, der auf der Baselworld verliehen werden würde, sowie ein Familen-Ticket, da 60,- CHF pro Karte für eine Familie illusorisch ist. Eine Familie mit zwei Kindern müssten 240,- CHF Eintritt zahlen, Getränke und Essen nicht mitgerechnet. Social Media und Blogger werde von der Leitung der Baselworld belächelt, da sie oft zu klein und unbedeutend seien, doch sie sind oft größer im Einfluss bei der Endkonsumenten als man denkt. Diese Kanäle müssen größere Bedeutung auf der Baselworld erhalten.

Biver vermisse auch Global Player wie Apple und Samsung. Die Messe muss gewaltige Veränderungen herbeiführen, damit auch diese Marken die Messe als interessant ansehen.

Doch eines muss man sagen: Auch wenn die Messe die Innovationen, die Veränderungen und den Zeitgeist verschlafen hat, so haben dies nicht die Aussteller. Sie haben auch dieses Jahr wieder gewaltige Neuerungen vorgestellt.

Das oberste Ziel, so Loris-Melikoff, sei es die Aussteller und Besucher zurückzugewinnen und die Negativspirale zu stoppen. Positiv sei schon der Messetermin für 2020, vom 30. April bis am 5. Mai, somit unmittelbar nach der Uhrenmesse in Genf. Für viele Aussteller wäre es von Vorteil nicht zweimal in die Schweiz anreisen zu müssen.

Es bleibt abzuwarten, ob der Hoffnungsträger Michel Loris-Melikoff das Ruder umgeworfen bekommt und den einstigen Glanz der Messe zurückverleihen kann, zumal die Investitionen gewaltig seien. Er sprach von mindestens 3 Jahren. Ob die Aussteller diese Geduld aufbringen bleibt abzuwarten.