Dreiste Blogger / Influencer auf der Fashion Week Berlin

Dreiste Blogger / Influencer auf der Fashion Week Berlin

Berlin – Bei der diesjährigen Berlin Fashion Week gaben sich die Stars und auch jene die es gern wären, die Klinke in die Hand. Wir waren für unsere Leser bei den verschiedensten Shows unterwegs, betrachteten die präsentierte Mode und auch das Publikum vor Ort.

Das Publikum einer Fashion Week…

Modebegeisterte, Einkäufer, Kritiker, die Presse und natürlich Stars und Sternchen. Auffällig erschienen ist uns die Tatsache, dass es immer weniger Prominente Gäste unter den Zuschauern der Berliner Fashion Week gibt. Stattdessen trifft man desaströs gekleidete Jugendliche in Bade als auch Regenmänteln, knielangen Strümpfen mit blauen oder rosa gefärbten Haaren, im Schlabber Look mit Jogginghose und T-Shirt. Oder wie man freiwillig niemals aus dem Haus gehen würde, selbst dann nicht wenn man eine Wette verliert.

Bei der realistischen Betrachtung des Styles dieser Leute drängt sich einem ganz schnell folgender Gedanke und eine dazugehörige Fragestellung auf.

Die Frage nach Sinnhaftigkeit und Relevanz dieser Leute für die Modebranche. Natürlich, jeder Mensch hat die Berechtigung zu tun was er für richtig hält. Nach Fähigkeiten und Talenten seine entsprechende Berufswahl zu treffen. Doch welche Berufsbezeichnung findet man für Personen, die offensichtlich nichts geleistet haben und deren Fach und Sachkenntnis absolut in keinster Weise zu erkennen sind? Personen des öffentlichen Lebens nennen Sie sich – seit neustem auch Blogger oder auch Influencer, wobei zweites nach einer ansteckenden Erkrankung klingt.

 

Selbstverständlich gibt es auch hier wie in jedem Bereich Unterschiede zwischen jenen die ein Talent eine Fähigkeit für Ihr tun besitzen und jenen die glauben in der Mediensparte unterzukommen ohne etwas dafür tun zu müssen.

Ich selbst hatte bis vor ein paar Jahren noch nicht einmal den leisesten Schimmer einer blassen Ahnung was das Tätigkeitsfeld eines Bloggers umfasst, was die eigentliche Aufgabe eines Bloggers ist. Durch Zufall lernte ich eine Bloggerin kennen, die mir ihre Arbeit ein wenig näher brachte. Sie erklärte: Die Aufgabe eines Bloggers ist es Werbung zu machen. „Wir schreiben und veröffentlichen Fotos als Werbung auf unserer Seite (Blog) und natürlich auf Instagram.“ Das leuchtet ein, schließlich kassieren internationale Superstars wie beispielsweise Selena Gomez hundert tausende für ein Posting auf Instagram. Sie erreichen ein Millionen Publikum und treiben somit die Verkaufszahlen verschiedener Produkte in die Höhe.

Dieses Phänomen erkennend, bewegte eine Vielzahl junger Menschen dazu selbiges auch einmal zu versuchen. Einige von Ihnen sind im Laufe der Jahre sehr erfolgreich geworden, und haben es geschafft ihren Traum vom Influencer Star Wirklichkeit werden zu lassen.

Andere wiederum sind weniger erfolgreich dafür umso dreister. In gewisser Weise sind auch sie erfolgreich, im Einkaufen von Followern, Likes und Bildkommentaren.

Dies war bei der diesjährigen Berliner Fashion Week mehrfach zu beobachten. Bei der Mercedes Benz Fashion Week beobachtete ich einen Blogger bereits im Sommer 2018. Er saß neben mir und das sichtlich nervös. Denn, er war auf der Suche nach einem Platz in der ersten Reihe. Nach wenigen Minuten kam er plötzlich zu der Idee, sich einfach in die erste Reihe zu setzten. Gesagt getan, der Blogger nahm den ihm nicht zustehenden Platz in der ersten Reihe ein – sogleich erschien eine Mitarbeiterin und bat ihn sich doch bitte zurück auf seinen Platz zu setzten. Widerwillig nahm er dies zur Kenntnis und platzierte seinen Allerwertesten zurück. Frei nach dem Motto „ich bin Influencer, ich bin wichtig“ ignorierte er das eben vernommene und saß sich erneut in die erste Reihe. Dort verweilte er bis zum Ende der Show, da er sich kurz vor Beginn umsetzte und die Mitarbeiter keine Möglichkeit mehr sahen den dreisten Hochstapler erneut auf seinen Platz zu verweisen. Während der Show machte er keine Fotos von der Show sondern war damit beschäftigt sich selbst in Szene zu setzten und Selfies zu knipsen.

 

Am 17. Januar traf ich genau diesen Blogger wieder. Diesmal bei der Maybelline New York Show am Postbahnhof Ostbahnhof. Der Influencer hatte zunächst einen Stehplatz, kurz darauf war der Influencer in der fünften Reihe anzutreffen und schließlich sah man ihn mit seinen Blogger Freunden in der ersten Reihe Sefies knipsen. „Wir sind so famous – wir sind im Front Row – oh mein Gott, FAME FAME FAME“

Ich wusste gar nicht ob ich lachen oder weinen sollte, und ich wusste nicht was ich schlimmer finden sollte – den Blogger in Trainingshosen, T-Shirt und Turnschuhen neben den elegant gekleideten Persönlichkeiten der ersten Reihe, oder sein dreistes, absolut unakzeptables Verhalten.

Vorfälle dieser Art begegneten mir im Laufe der Fashion Week an fast jedem Tag. Ebenso wurde mir davon berichtet wie sich beispielsweise eine Bloggerin auf deren Eintrittskarte in fetter Schrift das Wort Stehplatz zu lesen war, einen Platz in der ersten Reihe ergaunerte.

Irgendwann, so dachte ich, ist doch das Maß einmal voll. Also rief ich bei der PR- Agentur eines Designers an, um mir deren Kartenverteilungsmodell einmal genauer erläutern zu lassen. Dieser Herr erklärte mir das sie stets bestrebt sind die Designer medial zu platzieren. Blogger, so hieß es, haben eine sehr hohe Reichweite und ihre Videos erhalten eine Vielzahl an Klicks die den Bekanntheitsgrad des Designers erhöhen. All das leuchtet ja ein – aber wissen diese Agenturen nicht, das man Klicks und Reichweite ganz einfach kaufen kann?

Genau diese Frage stellte ich auch dem Herren der PR- Agentur, der mir leidlich zustimmte. Sie wüssten, das es genügend schwarze Schafe gäbe, die keinen Blog schreiben, die schlicht und ergreifend gar nichts schreiben, nichts fotografieren außer sich selbst um sich selbst zu profilieren. Hierbei bestehe das Problem, das die Selektion der Wirklichen und der Unwirklichen Blogger einen großen zeitlichen Aufwand bedeuten würde – also wird abgewogen.

Hierbei entstand die Idee den Agenturen bei der nächsten Fashion Week beratend zur Seite zu stehen. Schließlich war es mir gelungen bei der Fashion Week das ein oder andere „Dreiste Blogger“ Foto zu schießen – was ich natürlich mit großer Freude an die jeweiligen Agenturen weiterleite.