Wieder darf ich in Wolfenbüttel sitzen, jedoch raus aus der Innenstadt, die fachwerkgeprägt ist, an die Bundesstraße Richtung Braunschweig, welches nur wenige Kilometer entfernt von Wolfenbüttel liegt. Auf der Straße befinden sich auch einige kleine Betriebe, doch insgesamt ist alles sehr ruhig und idyllisch.
Es ist ein wunderschönes kleines Anwesen. Vorne ein Fachwerkhaus, hinten ein kleiner Bau – beides komplett saniert. Im Untergeschoss des kleinen Baus befindet sich sogar ein Raum mit Tischtennisplatte und anderen Möglichkeiten zusammen zu kommen.
Ein kontaktloser Check-In ist organisiert, auch die Kommunikation mit dem Gastgeber lief im Vorfeld hervorragend, obwohl er als Anwalt selbst gut im Beruf eingespannt ist.
Nach einer ersten Ruhepause und weiteren Schritten durch Wolfenbüttel meinerseits, kommt Olaf, der Gastgeber, direkt aus seiner Kanzlei für unser Interview. Olaf hat seine Kanzlei in Braunschweig, lebt auch mit seiner Familie in der Löwenstadt und hat das Anwesen in Wolfenbüttel 2018 gekauft, viele Dinge selbst saniert.
Es ist modern, offen, hell, durchdacht und urgemütlich eingerichtet. Hier spürt man, dass jemand mit Geschmack, Stil und Herz am Werke war. Als 4-Sterne-Ferienwohnung hat er seine Unterkünfte ausgestattet und zertifizieren lassen, erzählt er mir.
Er berichtet, dass er nebenan 4 weitere Wohnungen plane, eine als 5-Sterne Penthouse-Wohnung mit großer Dachterrasse, sowie eine behindertengerechte Ferienwohnung. Ein spannendes und durchdachtes Projekt.
Ich war erstaunt, dass ein Rechtsanwalt Ferienwohnungen vermietet, ein AirBnB-Business betreibt. Doch auch Olaf erzählt mir, dass es ein Stück Altersvorsorge sei, da eine Kanzlei mit dem Rechtsanwalt steht und fällt. Sie ist nicht vergleichbar mit einer Arztpraxis, wo die Patienten zum Nachfolger gehen. Ein Mandant ist bei dem Anwalt und wenn dieser in Rente geht, sucht er sich in der Regel eine neue Kanzlei. Von daher muss er sich Gedanken machen. Die Ferienwohnungen sind ein gutes Projekt, machen Freude zudem. Auch für ihn ist der Kontakt zu dem ein oder anderen Gast, ein nettes Gespräch, viel wert. Ich erkenne, dass Ferienwohnungen vermieten mehr als nur ein Business für viele Gastgeber ist. Der Kontakt zu den Gästen ist für viele Gastgeber ein unbeschreiblicher Mehrwert.
Olaf sanierte nach dem Kauf das Objekt, in dem sich heute 6 Wohnungen befinden und so schöne Namen tragen, wie Sonnentau, Vergissmeinnicht Klatschmohn, in der ich verweilen darf und wir uns Gespräch führen. Es passt zu dem Namen am Gartentor: „Alter Gärtnerhof“.
Der Name kommt daher, weil das gesamte Gebiet einer Familie gehörte, die einen Gartenbetrieb hatte und nach und nach Grundstücke verkaufte, auf denen Wohnhäuser errichtet worden sind. Ein besonderes Flair und auch schön eingebettet.
Von der leicht oben liegenden Hauptstraße bekommt man nichts mit, es ist ruhig auf den zurückgesetzten Grundstücken.
2019 haben Olaf und seine Frau Alex mit der Vermietung begonnen und direkt eine sehr gute Auslastung gehabt. In der Woche waren es meinst Handwerker, am Wochenende Touristen oder Eltern, die ihre Kinder besuchten, die in Wolfenbüttel studieren. Gut die Hälfte der Gäste kam aus dem Ausland, die meisten buchten über AirBnB, einige über die eigene Homepage. Aber auch durch Mund-zu-Mund-Propaganda kamen neue Gäste.
Doch dann kamen auch für ihn und seine Frau die beiden Lockdown-Maßnahmen überraschend und hart. So hatte er zum Beispiel eine Langzeitbuchung aus Großbritannien. 1 Tag vor Anreise sind die Grenzen geschlossen worden. Oder auch Gäste aus den USA, die bei Jägermeister arbeiten sollten, konnten nicht aus den USA ausreisen.
Das sind herbe Rückschläge, finanzielle Einbußen, vor allem, wenn man hoch investiert hat und jeden Monat den Abtrag an die Bank leisten muss.
2020 hat er ca. 1/3 Umsatzeinbruch gehabt, doch sagt er, dass es sogeschen höher ist, da gewisse Fixkosten ja weiterlaufen. Ob die festangestellte Reinigungskraft, Steuern, Versicherungen, Heizung, etc. So sind es mal schnell 40-45 % Umsatzrückgang.
Nicht nur Olaf hat als Einzelunternehmer das Problem keine Corona-Hilfen zu erhalten. Er hätte eine juristische Person dafür gründen müssen, dann würde er Anspruch haben. So nicht.
Wir fragen uns, wo der Sinn liegt und was es mit Gerechtigkeit und Gleichheit zu tun hat. Doch die Vorgaben sind, wie sie sind. Auch in dem Sektor haben „die Kleinen“ oft das Nachsehen, die Finanzhilfen fließen zu den Big Playern.
Zwar kann er aus den Verdiensten aus der Kanzlei die Lücke ausgleichen, doch war es so nicht gedacht. Kleinere, die ihr kleines Business voll auf die Ferienwohnungen aufgebaut haben, können die Lücke nicht ausgleichen und stehen vor dem Aus. Olaf ist froh, dass es anders ist, doch muss sich was bewegen.
Wir sprechen auch über den Sinn, weshalb Ferienwohnungen davon betroffen sind zu schließen, da es keinen Kontakt zu dem Gastgeber geben muss. Ein kontaktloser Zugang ist gewährleistet. Der Gast geht rein, übernachtet und reist wieder ab. Eine Ansteckungsgefahr von 0%. Doch hier sieht man wie willkürlich alles über einen Kamm geschoren worden ist, obwohl fast 1 Jahr Erfahrung mittlerweile da sind.
Olaf blickt positiv nach Vorne und hofft auf ein baldiges Ende des Lockdown.
Ich wünsche Olaf und seiner Familie alles Gute, auch für das neue Projekt mit den vier Wohnungen und dass sich alles bald in eine gewisse Normalität zurückentwickelt.
Die Wohnungen können angesehen und gebucht werden über: www.alter-gaertnerhof.de
oder über AirBnB: https://www.airbnb.de/users/show/78213355