Am 11.11.2018 um 11:11 Uhr ist die 5. Jahreszeit unter Prinz Clemens dem Vierten in Braunschweig eröffnet worden. Die Stadt / das Rathaus ist, wie es heißt, übernommen worden. Nur gut, dass Oberbürgermeister Ulrich Markurth selbst ein eingefleischter Jeck ist. Seitdem ist schon viel getanzt und geschunkelt worden, der ein oder andere Liter Prinzensud (das extra für den Karneval gebraute Bier der Brauerei Wolters) genossen, aber auch sehr viel für den heutigen Tag vorbereitet worden.
Trotz 12°C und Regen sind trotzdem rund 200.000 Zuschauer in die Innenstadt von Braunschweig gezogen, um den 41. Schoduvel, Norddeutschlands größten Karnevalsumzug zu bestaunen.
Es ist fast wie im Fußball. Egal ob die braunschweiger Eintracht in der 1. oder 3. Liga spielt: Das Haus ist immer voll. Voller als bei manchen Erstliga-Vereinen. Hier erkennt man wie die Braunschweiger zusammenhalten. Auch heute war dies wieder zu beobachten.
Wieso Schoduvel? Der Begriff Schoduvel kommt aus dem mittelniederdeutschen und ist zusammengesetzt auch duvel (Teufel) und scho (scheuchen). Der alte Brauch soll durch Lärm und Verkleidung die bösen Geister vertreiben. Der Braunschweiger Schoduvel ist älter als der Kölner Karneval. Im Braunschweiger Stadtbuch findet er 1293 erstmalig Erwähnung. In der Spitze waren es 300.000 Zuschauer im Jahr 2014 und auch bekannt dadurch, dass er 2015 aufgrund von Terrorwarnungen abgesagt worden ist.
Doch die Braunschweiger und seine Karnevalsvereinigungen lassen sich von nichts abschrecken. Von Jahr zu Jahr übertrifft sich der Schoduvel aufs Neue. Heute sind 140 Motivwagen unterwegs gewesen, begleitet von unzähligen Spielmannszügen, die mit guter Musik zusätzlich für Stimmung sorgten. Den Regen hat niemanden wirklich gestört. Tja, diese Braunschweiger sind halt Niedersachsen: „sturmfest und erdverwachsen„, wie es schon im Niedersachsen-Lied heißt.
Die Motivwagen waren von hunderten Karnevalisten in monatelanger Handarbeit mit großer Sorgfalt hergestellt worden. Die Karnevalisten leben ihr Hobby und investieren gern ihre Zeit. Dadurch ist die Freude echt und aus dem Herzen, die man hier von 5.000 Karnevalisten auf den Motivwagen auch gespürt hat und auf das Volk übergesprungen ist.
Die Motivwagen sind entweder nach dem jeweiligen Verein, der Firma oder Zunft dekoriert, aber auch politische oder soziale Themen werden immer wieder humoristisch, doch auch kritisch durch den Wagen gezeigt. Ob es der BREXIT war oder aber das mögliche Atommüll-Endlager Asse. Doch auch Motive wie die Burg, der Löwe oder die Quadriga des Braunschweiger Schlosses, sowie Till Eulenspiegel, der auch in Braunschweig seine Streiche gespielt hat, zieren viele Wagen.
30 Tonnen Schokoladen, Bonbons, Stofftiere, Bälle sind in die feiernde Menge geworfen worden; immer mit dem Ausruf: „Brunswiek Helau!“
Der Norddeutsche Rundfunk hat die 3 Stunden Umzug im Fernsehen live übertragen, wie es seit vielen Jahren Brauch ist.
Sehr bemerkenswert zu sehen ist auch, dass die vielen Wagen und Spielmannszüge nicht alle aus Braunschweig und nahem Umland angereist sind, sondern auch aus diversen deutschen Städten, teils sogar aus dem Ausland. Für viele ist der Braunschweiger Karneval besser als in Köln, Mainz oder Düsseldorf. Doch selbstverständlich muss jeder seine eigene Meinung haben. Mit großem Respekt kann man jedoch den Hut ziehen, wenn man sieht, was eine Stadt in Norddeutschland in Punkto Karneval aus dem Boden gestampft hat und das jedes Jahr aufs Neue.
Selbst Karnevalisten mit Motivwagen aus Berlin sind angereist, da die Berliner in den vergangenen Jahren den Karneval leider beerdigt haben. Auch 2019 wurde der Karnevalsumzug rund um das Brandenburger Tor wegen zu hoher Kosten abgesagt. Kein Wunder, dass die Quadriga auf dem 2007 eröffneten wiederhergestellten Residenzschloss in Braunschweig größer ist, als die auf dem Brandenburger Tor.
Mit einem riesigen Elefanten eröffnete der Schoduvel heute um 12:40 Uhr und endete mit einer goldenen Ente mit dem Spruch „Ente gut, alles gut“.
Doch für die Jecken war nicht Schluss. Der Zug endete an der Braunschweiger Stadthalle, wo es bis in die Abendstunden mit großem Programm weiterging.
Am Aschermittwoch ist die 5. Jahreszeit beendet, mit der Übergabe des Schlüssels zurück an den Oberbürgermeister. Auch mit dem Prinzensud ist dann Schluss. Doch die eingefleischten Karnevalisten sind das ganze Jahr im Hernzen jeck und zudem gilt es in vielen Stunden und ehrenamtlicher Arbeit die Saison 2019/2020 vorzubereiten.
Schönen Rosenmontag und Aschermittwoch allen Jecken und bis zum 11.11.2019, wenn es wieder heißt: Brunswiek Helau! 🙂