Eines Morgens fühlt der alte Fischer Johannes die Schwäche seines Körpers nicht mehr; er begegnet seiner verstorbenen Frau, seinem toten Freund, geht unsichtbar an seiner Tochter vorüber. An der Schwelle zum Tod lässt Johannes im Roman Morgen und Abend des erfolgreichen norwegischen Autors Jon Fosse sein Leben vorüberziehen.
Georg Friedrich Haas’ hoch expressive Vertonung dieses Stoffes geriet bei der Uraufführung am Royal Opera House Covent Garden London im November 2015 zu einem außerordentlichen Triumph. Bereits 15 Monate nach dieser Uraufführung stellen wir die erste Neuinszenierung dieser hochemotionalen siebten Haas-Oper vor. Regie führt Ingo Kerkhof, der in Heidelberg bereits mit der Zweitinszenierung von Wolfgang Rihms Dionysos Aufsehen erregte.
Georg Friedrich Haas ist Komponist für Heidelberg 2016|17. Der 1953 in Graz geborene Komponist ist heute einer der wichtigsten europäischen Komponisten. Mit ganz wenigen Ausnahmen schreibt er mikrotonale Stücke, deren magische Klangwelt die Hörer in Rausch versetzen kann.
Der Roman Morgen und Abend von Jon Fosse umfasst die Lebensspanne des Fischers Johannes. Erzählt wird von seiner ersten sowie seiner letzten Stunde. Das kann beim Leser – und beim Hörer der Oper – existenzielle Fragen auslösen. Einigen möchten wir im Rahmen einer Vortragsreihe gemeinsam nachgehen. Jeweils im Anschluss an die Opernvorstellung werden ausgewählte Persönlichkeiten über Themen wie Abschiednehmen, Vorbereitung auf den Tod und Nahtoderfahrung sprechen sowie über künstlerische Aspekte des hochgelobten Romans von Jon Fosse.