HfG Karlsruhe zeichnet Herbert W. Franke mit Ehrendoktorwürde aus Feierliche Übergabe des Franke-Archivs an das ZKM | Karlsruhe
Der Promotionsausschuss der Staatlichen Hochschule für Gestaltung (HfG) Karlsruhe hat beschlossen, dem Wissenschaftler, Computerkünstler und Schriftsteller Herbert W. Franke für seine außerordentlichen Verdienste im Brückenschlag von Wissenschaft, Philosophie und Kunst die Doktorwürde ehrenhalber zu verleihen. Die feierliche Übergabe der Doktorwürde an Herbert W. Franke findet im Rahmen einer öffentlichen Feier am Mittwoch, 14. Februar 2018 um 18 Uhr im ZKM_Vortragssaal statt.
Mit der Verleihung wird auch das in Aufbau befindliche Herbert W. Franke Archiv vorgestellt, das derzeit im ZKM | Karlsruhe entsteht. Margit Rosen, Leiterin der Abteilung Wissen, wird im Rahmen der Übergabe in den Aufbau des Archivs einführen. Nach der Laudatio durch Prof. Zielinski wird Herbert W. Franke unter dem Titel „Wanderer zwischen den Welten“ aus seinem Leben berichten. Abschließend werden Siegfried Zielinski und Peter Weibel mit dem Laureaten in einer Podiumsdiskussion sprechen.
Prof. Dr. Siegfried Zielinski, Rektor der Hochschule für Gestaltung, der Leben und Wirken von Franke seit vielen Jahrzehnten verfolgt, betont anlässlich der Auszeichnung Frankes „besondere Verdienste als einer der wichtigsten Pioniere einer wissenschaftlichen, künstlerischen, intellektuellen und poetischen Praxis, die durch Computer und entwickelte Technologien der Kommunikation beeinflusst, inspiriert und sogar generiert sind.“
Das in vielen Jahrzehnten entstandene, umfangreiche Archiv ist nicht nur ein einmaliger Schatz der Geschichte der Computer- und Medienkunst, sondern auch der Höhlenforschung und der Science Fiction – jene drei Gebiete, in denen Franke als Pionier tätig war und durch seine publizistische Tätigkeit auch zahlreiche internationale Kontakte pflegte. Das Archiv, das Franke dem ZKM in einem ersten Teil als Vorlass bereits übergeben hat, wird derzeit für die Forschung erschlossen.
„Als Künstler und Wissenschaftler, als Historiker und Pionier, ist Franke ein Renaissance-Mensch, der in vielen Disziplinen, von der Chemie bis zur elektronischen Kunst, sehr frühe und sehr
entscheidende Leistungen erbracht hat. Mit seiner enormen Imaginationskraft hat Franke – von der Science-Fiction-Literatur bis zur Kunst, von der Physik bis zur Speläologie – immer an der Front der Forschung operiert. Seine Signatur lautet: Die Freiheit der Utopie im Zeitalter der technischen Medien.“ (Peter Weibel, Künstlerischer Vorstand des ZKM)
Biografische Notizen Herbert W. Franke
Herbert W. Franke, 1927 in Wien geboren, ist sowohl Naturwissenschaftler als auch Schriftsteller und Gestalter. Als promovierter theoretischer Physiker erfuhr Herbert W. Franke eine Ausbildung, die ihn zwar zu verschiedensten Berufsbildern hätte prädestinieren können, jedoch eher selten zu dem eines Künstlers führt. Mit über zwanzig veröffentlichten Romanen europaweit ist er jedoch ein bekannter Schriftsteller. Auch in der Kunstszene erfährt er hohe internationale Anerkennung.
Genau diese seltene Mischung ist es, die ihn zu einem „Brückenbauer zwischen Wissenschaft und Kunst“ machte. Als bindendes Glied dieser vielfältigen Tätigkeiten kann man bei Franke die Suche nach Erkenntnis im Zentrum seiner kreativen Schaffenskraft definieren. Der forschende Geist des Physikers näherte sich der Kunst nicht nur mit der Produktion von Werken, sondern gleichzeitig mit Fragen für eine analytische Auseinandersetzung: Wie wirkt Kunst im Betrachter? Welche Rolle kommt ihr in der Gesellschaft zu? Und vor allem: Welche Rolle spielen Technisierung und Digitalisierung in unserer Gesellschaft und wie beeinflussen sie dabei den Kunstprozess? Die Schaffung von Kunstwerken – ganz gleich ob im Bereich der Bildenden Kunst oder literarischer Natur – hat Franke deshalb immer auch als intellektuelles Experiment gesehen. Er ist auf der Suche nach bisher unbekannten Ausdrucksmöglichkeiten, die es dabei zu erforschen gilt. So ist Franke überzeugt, dass der Künstler seine Werke der Gesellschaft als ästhetisches Wahrnehmungsangebot zur individuellen Interpretation anbietet – und damit immer auch einen Lernprozess im Rezipienten stimuliert. Insofern kommt der Kunst und dem Künstler gerade in der zunehmend komplexer werdenden Gesellschaft des 21. Jahrhunderts für ihn eine bedeutende Rolle zu.
Die Idee der Kunstmaschine hat den zukunftsorientierten Franke bereits zu Zeiten fasziniert, als viele traditionelle Künstler es für unmöglich hielten, mit Apparaten wie den aufkommenden Computern, Bildkunst zu erzeugen. Franke hat schon als Kind mit Fotoapparaten das Visuelle für sich entdeckt. Als Studierender wurde er von der Schönheit des wissenschaftlichen Bildes weiter motiviert. Schon in den fünfziger Jahren hat er dann mit einem Analogrechner
Marke Eigenbau und dann ab Anfang der Sechziger mit Digitalcomputern Methoden algorithmischer Kunstformen entwickelt. Er hat dabei bereits früh interaktive Konzepte verfolgt, die den Zuschauer in den Gestaltungsprozess einbezogen. Auch in seinem literarischen Schaffen stehen Wissenschaft und Technologie mit ihrem Einfluss auf die Gesellschaft im Zentrum. Als einer der bedeutendsten Nachkriegs-Autoren der Literatur über das mögliche Morgen hat er maßgeblich an der europäischen Prägung der Science Fiction mitgewirkt. Für seine literarischen Arbeiten wurde er dafür von der European Science Fiction Society 2016 mit dem „European Grand Master Award“ ausgezeichnet.