Der TEDDY AWARD ist der bedeutendste queere Filmpreis der Welt. Er ist eine gesellschaftlich engagierte politische Auszeichnung, die Filmen und Personen zugute kommt, die queere Themen auf breiter Ebene kommunizieren und so einen Beitrag für mehr Toleranz, Akzeptanz, Solidarität und Gleichstellung in der Gesellschaft leisten. Der TEDDY AWARD wird seit 1987 im Rahmen der Internationalen Filmfestspiele Berlin in folgenden Kategorien vergeben: Bester Spielfilm, bester Dokumentar-/Essayfilm und bester Kurzfilm. Darüber hinaus wird der TEDDY Readers‘ Award powered by queer.de, der TEDDY Jury Award sowie der Special-TEDDY AWARD für die künstlerische Lebensleistung an herausragende Persönlichkeiten verliehen. Filme aus allen Sektionen der Internationalen Filmfestspiele Berlin konkurrieren jedes Jahr um die begehrten TEDDYs.
Die Reihe der bisherigen TEDDY AWARD-Preisträger reicht von internationalen StarRegisseur*innen wie Pedro Almodóvar, Gus Van Sant, Derek Jarman, Mitra Farahani, Lisa Cholodenko und Nan Goldin bis hin zu internationalen Leinwandstars wie Oscar-Preisträgerin Tilda Swinton, Helmut Berger, Udo Kier und John Hurt. Zur diesjährigen Veranstaltung in der Volksbühne Berlin werden wieder mehr als 2000 Gäste aus Kultur, Kunst, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft erwartet.
Der Special TEDDY Award Der diesjährige Special TEDDY AWARD geht an den Regisseur und Dramatiker Falk Richter. Zu den bisherigen Preisträger*innen des Special TEDDY AWARD zählen u.a. Tilda Swinton, Werner Schroeter, Ulrike Ottinger, Monika Treut, John Hurt, Udo Kier, Christine Vachon, Joe Dallesandro, Evita Bezuidenhout, Rosa von Praunheim und Elfi Mikesch.
Falk Richter (*1969) ist einer der wichtigsten zeitgenössischen Theaterregisseure und Dramatiker. Seine Stücke zeugen alle von hoher Aktualität und werden in mehr als 35 Sprachen weltweit aufgeführt. Seit über zwei Jahrzehnten werden seine Texte auf den renommiertesten internationalen und nationalen Bühnen inszeniert, wie u. a. dem Festival d’Avignon, Toneelgroep Amsterdam, Burgtheater Wien, Théâtre National de Bruxelles, Königliches Dramaten Stockholm, Melbourne Theatre Compagny, Schauspielhaus Zürich, Salzburger Festspiele, Théatre National Strasbourg, Deutsches Schauspielhaus Hamburg, Schaubühne Berlin, Maxim Gorki Theater und die Ruhrtriennale. Zu seinen bekanntesten und erfolgreichsten Texten gehören „Gott ist ein DJ“, „Electronic City“, „Unter Eis“, „TRUST“, „FEAR“ und „Je suis Fassbinder“. Mit der Inszenierung „Am Königsweg“ (2017) von Elfriede Jelinek wurde Falk Richter mit dem Deutschen Schauspielhaus Hamburg zum Berliner Theatertreffen eingeladen; dem wichtigsten zeitgenössischen Theatertreffen im deutschsprachigen Raum. Das Fachblatt „Theater heute“ wählte Falk Richter 2018 zum „Regisseur des Jahres“. Anfang des Jahres 2019 erhielt Falk Richter von der französischen Regierung die höchste französische Kulturauszeichnung und wurde zum Chevalier de l’Ordre des Arts et des Lettres ernannt. Wieland Speck, Vorstand der TEDDY Foundation und langjähriger Kurator des Panoramas der Berlinale, merkt zur Auszeichnung Falk Richters mit dem Special TEDDY AWARD an: „Für das emanzipatorische Wirken der darstellenden Künste hat das Theater von Falk Richter kontemporär die überzeugendsten Werke erbracht. Die Kombination ästhetischer und analytischer Kommunikation, auch unter prominenter Einbeziehung von Arbeiten von Videokünstlern wie Chris Kondek, Michel Auder und Björn Melhus, tragen zur Inspiration des derzeitigen Filmschaffens bei.Die TEDDY Foundation zeichnet Falk Richter als Beweger, von dem wir uns nachhaltige Impulse für das zukünftige queere und weltoffene Kino wünschen, mit dem Special TEDDY AWARD aus.“
DIE GEWINNER/THE WINNERS
Berlin, 15. Februar 2019 Die sieben Mitglieder der internationalen Jury sichten Filme mit queerem Kontext aus allen Sektionen der Berlinale. In jeder Kategorie werden drei Filme nominiert und je einer gewinnt den TEDDY AWARD für den besten Spielfilm, den besten Dokumentar-/Essayfilm und den besten Kurzfilm. Zusätzlich wird der Spezialpreis der Jury und der TEDDY Leser*innen Award powered by queer.de vergeben.
Der TEDDY für den besten Spielfilm geht an / The TEDDY fort he Best Feature Film goes to
Breve historia del planeta verde (Brief Story from the Green Planet) Santiago Loza
Begründung der Jury: Der TEDDY Award 2019 für den besten Spielfilm geht an einen Film, der über Genregrenzen hinausgeht. Im Mittelpunkt stehen Freundschaften, Loyalität und Akzeptanz, die so viele von uns in unseren Gemeinden finden. Es ist eine charmante und erfrischende Geschichte einer Gruppe von Außenseitern und ist mit dem Gefühl und der Wärme durchdrungen, die uns durch Zeiten der inneren Spaltung und des äußeren Drucks führen wird und die heute so dringend benötigt wird.
Der TEDDY-Preisträger 2019 für den besten Spielfilm ist A Brief Story of the Green Planet / Breve historia del planeta verde von Santiago Loca.
Jury Statement: The TEDDY Award 2019 for Best Fiction Film goes to a film that goes beyond genre limitations. Centered on friendships, loyalty, and acceptance, that so many of us find in our communities. It’s a charming and refreshing tale of a band of outsiders and is infused with the heart and the warmth that will carry us through times of internal division and outside pressure and that is so much needed today. The TEDDY Award winner 2019 for Best Feature Film is A Brief Story of the Green Planet / Breve historia del planeta verde by Santiago Loca.
Nominierte/Nominees: “Greta” by Praça “Der Boden unter den Füßen“ by Marie Kreutzer
Der TEDDY für den besten Dokumentarfilm geht an/ The TEDDY for the Best Documentary Film goes to:
Lemebel Joanna Reposi Garibaldi
Begründung der Jury: Dieser Film erweckt einen Künstler zum Leben, der die repressive Diktatur überlebte und sich ihr widersetzte und für die Rechte sprach, nicht nur queere, sondern alle Minderheiten, die in seinem Land angegriffen und zum Schweigen gebracht wurden. Es unterstreicht die Bedeutung des Widerstands in dieser Zeit, in der wir sehen, wie Stimmen auf der ganzen Welt gedämpft werden. Dieser Film ist außerdem kreativ in der Verwendung des Archivmaterials und der unmittelbaren Nähe des Regisseurs, um eine intime Darstellung einer Person zu erreichen, die die Welt anerkennen muss.
Jury Statement: This film gives life to an artist that survived and resist the repressive dictatorship and spoke for the rights of not just queer, but all minorities attacked and silenced in his country. It brings out the importance of resistance during this time where we see voices across the globe being muted. This film is also creative in the use of the archival footage and proximity of the director to achieve an intimate portrayal of a persona that the world need to recognize.
Nominierte/Nominees: “Searching Eva“ by Pia Hellenthal “Self-Portrait in 23 Rounds: A Chapter in David Wojnarowicz’s Life” by Marion Scemama
Der TEDDY für den besten Kurzfilm geht an/ The TEDDY for the Best Short Film goes to:
Entropia Flóra Anna Buda
Begründung der Jury: Surreal, hypnotisch und frisch; dies ist ein lustiger Kurzfilm, der sich mit Sexualität und seltsamen Beziehungen beschäftigt. Dieser Film ist Teil eines neuen Trends, der von Science Fiction und traditioneller ungarischer Animation getragen wird. Der Gewinner des Teddy-Kurzfilmpreises ist ENTROPIA.
Jury Statement: Surreal, hypnotic and fresh; this is a fun short that explores sexuality and queer relationships. Part of a new wave that draws from science fiction and traditional Hungarian animation, the winner of the Teddy short film prize is ENTROPIA.
Nominierte/Nominees: “Liderc ur Lidérc úr” (Mr. Mare) by Luca Tóth “Parsi” by Eduardo Williams and Mariano Blatt
Der TEDDY Jury Award geht an/ Der TEDDY Jury Award goes to:
A Dog barking at the moon Xiang Zi
Begründung der Jury: Wir freuen uns, den Sonderpreis der Jury an einen Film zu vergeben, in dem Form und Inhalt auf vielen Ebenen eine komplexe und zeitgemäße Familiengeschichte erzählen. Wir waren beeindruckt von den Aufführungen, dem sicheren, aber neugierigen Drehbuch, der selbstbewussten, nichtlinearen Beziehung von Vergangenheit und Gegenwart und der sorgfältigen Mischung von Psychologie und Politik. Ein Film der unter intensiver politischer Prüfung und mit dem kreativen Verstand zur Vermeidung von Zensur geschaffen wurde. Der Gewinner des Jury Preises 2019 ist A DOG BARKING AT THE MOON.
Jury Statement: We are happy to award the special jury prize to a film in which form and content work on many levels to tell a complex and contemporary family story. We were impressed with the performances; the assured yet inquisitive script; confident, non-linear relating of the past and present; and the careful blending of the psychological and the political. Created under intense political scrutiny, yet with the creative nous to avoid censorship, the winner of the special jury prize 2019 is A DOG BARKING AT THE MOON.
Der TEDDY Leser*innen Preis powered by queer.de geht an/ The TEDDY Readers‘ AWARD powered by queer.de goes to:
Breve historia del planeta verde (Brief Story from the Green Planet) Santiago Loza
Begründung der Jury: Als Tanias Großmutter stirbt, hat sie nur einen letzten Wunsch hinterlassen: Das lilafarbene Alien, um das sie sich zuletzt gekümmert hat, an den Ort zurückzubringen, wo es auf die Erde kam. Die trans Frau Tania wird von ihren Freund_innen auf diesem Weg durch das ländliche Argentinien zu diesem Ort begleitet – eine Reise in die eigene Vergangenheit und voller bewegender Begegnungen.
„Breve historia del planeta verde“ ist junges, erfrischendes, kreatives Kino fernab von Genre- und Erzählkonventionen. Der Film verhandelt mit einer angenehmen Portion Humor Themen wie queere Freundschaft, Solidarität und Akzeptanz. Queerness wird völlig selbstverständlich gezeigt, statt – wie sonst immer noch sehr häufig – problematisiert zu werden. Das Alien als vielschichtiges und äußers queeres Wesen hat eine große Symbolkraft weit über die ersten Lacher hinaus. „Ich weiß, dass sie existieren, aber ich habe noch nie eines gesehen“, sagt eine Person zum Beispiel über das Alien – ein Satz, der sonst eher über queere Menschen gesagt wird. Damit ist „Breve historia del planeta verde“ ein queerer Film von großer Bedeutung nicht nur für die Community, sondern für die gesamte Gesellschaft. Wir wollen mehr solche Filme sehen!
Jury Statement: When Tania’s grandmother dies, she has only one last will: To bring the purple alien she cared about in the last time to the place where it first came to earth. On that way through rural Argentinia, the trans woman Tania is accompanied by her friends – a journey to their own history and full of touching encounters.
„Breve historia del planeta verde“ is young, freshening, creative cinema far away from the conventions of a genre or narrative. The film deals uses a slight portion of humour to deal with topics such as queer friendship, solidarity and acceptance. Queerness is displayed entirely natural and not – which is still common today – only full of problems. The alien works as a multilayered and very queer being and as such contains a strong and powerful symbolism. „I know they exist but I have never seen one“ says one person about the alien – a sentence very often said about queer people. All that makes „Breve historia del planeta verde“ a queer movie of high importance for the community itself but also for the whole society. We want to watch more such movies!
Mitglieder der Jury/ Members of the Jury:
Sandra Hezinová: Programmerin für das Mezipatra Queer Film Festival | Progammerin für das Karlovy Vary International Film Festival
Programmer for Mezipatra Queer Film Festival | Programmer of Karlovy Vary International Film Festival
Popo Fan: Organisator für das Beijing Queer Film Festival | Gründer des Queer University Video Training Camp in China | Preisträger des Hong Kong Lesbian and Gay Film Festival’s Prism Award | Teilnehmer Berlinale Talents 2017
Organiser of the Beijing Queer Film Festival |Founder of the Queer University Video Training Camp in China | Recipient of the Hong Kong Lesbian and Gay Film Festival’s Prism Award | Participant Berlinale Talents 2017
Paul Struthers: Director of Exhibtion and Programming für Frameline (The San Fransisco International LGBTQ+ Film Festival) | Festival Direktor für Queer Screen’s Sydney Mardi Gras Film Festival
Director of Exhibtion and Programming for Frameline (The San Fransisco International LGBTQ+ Film Festival) | Festivaldirector for the Queer Screen’s Sydney Mardi Gras Film Festival
María Paula Lorgia: Head Programmer für die Cinematheque of Bogotá | Koordinatorin Ciclo Rosa
Head Programmer for the Cinematheque of Bogotá | Coordinator Ciclo Rosa
Kevin Mwachiro: Vorstandsmitglied Pan-African ILGA & GALK in Kenia | Co-founder Out Film Festival
Board member Pan-African ILGA & GALK in Kenia | Co-founder Out Film Festival
Jay Bernard: Filmprogrammerin BFI Flare London | Filmemacherin | Gewinnerin des Ted Hughes Award 2018
Filmprogrammer BFI Flare London | Filmmaker | Recipient of the Ted Hughes Award 2018
Andrea Kuhn: Direktorin des Nuremberg International Human Rights Film Festival | Direktorin des StummFilmMusikTage Festival Erlangen | Vorsitzende des Human Rights Film Network | Vorstandsmitglied des Dox Box e.V | Board of trustees der Foundation medico international | Mitglied der European Film Academy
Director of the Nuremberg International Human Rights Film Festival | Director of the silent film festival StummFilmMusikTage Erlangen | Chair of the Human Rights Film Network | Board member of Dox Box e.V | Board of trustees of Foundation medico international | Member of the European Film Academy