Er war der meist verehrteste Schauspieler Frankreichs, mit einer Karriere die sich über 7 Jahrzehnte erstreckte. Angetrieben von einer schwindelerregenden Dynamik auf der Leinwand – seiner Bühne des Lebens.
Die Welt trauert um Frankreichs beliebteste Film Ikone – Michel Piccoli.
Am 12. Mai starb Michel Piccoli im Alter von 94 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls. Michel Piccoli sei „in den Armen seiner Frau Ludivine und seiner Kinder Inord und Missia dahingeschieden“ – hieß in der Mitteilung der Familie.
Als Sohn einer Musikerfamilie italienischer Herkunft wurde Michel Piccoli in Paris geboren. Noch während seiner Zeit auf dem College nahm er an zahlreichen Laienaufführungen teil. In dem Gründer der staatlich anerkannten Schauspielschule „Cours Simon“ fand er einen Mentor, der ihn in die Kunst der Schauspielerei einführte.
Nach Beendigung seiner Schauspielausbildung gastierte er an verschiedenen Theatern in Paris. Im Théâtre de Babylone – das zu Beginn der 1950er Jahre durch die Präsentation von Stücken des „absurden Theaters“ populär wurde – übernahm er den Posten des Direktors.
Unter großen Regisseuren agierte er zunächst in kleinen Rollen.
1956 erhielt er seine erste große Rolle in dem französisch-mexikanischem Abenteuerfilm Pesthauch des Dschungels. Zwei Jahre später folgte die erste Hauptrolle als Music-Hall-Direktor Jacques Forestier in der Romanze „Tabarin“. Seine Darstellung des Schriftstellers Paul Javal in „die Verachtung“ machte ihm 1963 berühmt. Als Schauspieler war es ihm gelungen ein breit gefächertes Repertoire verschiedener Charaktere zu erschaffen. Er navigierte zwischen Film und Theater und wechselte mühelos zwischen den widersprüchlichsten Rollen.
Zusammen mit französischen Stars wie Claude Jade wurde er 1968 von Alfred Hitchcock für seinen Thriller „Topas“ engagiert.
In „Topas“ verkörperte Frederick Stafford die primäre Hauptrolle. Später bedauerte Alfred Hitchcock seine Wahl, die Hauptrolle nicht mit Michel Piccoli besetzt zu haben.
Im Jahre 1969 beginnt seine Zusammenarbeit mit Drehbuchautor und Filmregisseur Claude Sautet in „Die Dinge des Lebens“. Sautet galt als Chronist der französischen Gesellschaft der Nachkriegszeit. „Die Dinge des Lebens“ spielt er gemeinsam mit Romy Schneider.
„Die Dinge des Lebens“ – ein Film mit den letzten Gedanken eines Sterbenden als Inhalt. Michel Piccoli spielt die Rolle des Pierre – der das Leben in vollen Zügen lebt. Was folgt ist ein Rauschen der letzten Stunden – die Dinge des Lebens huschen plötzlich wie Filme auf der Leinwand an ihm vorbei. Vergangenes erscheint noch einmal, Bilder der Erinnerung erscheinen vor dem geistigen Auge und werden noch einmal lebendig. Der Film seines Lebens mit allen Höhen und Tiefen, den Drehpunkten des eigenes Seins erscheint wahrhaftig in der Welt seiner Erinnerung. Er sieht wie er für Helene, gespielt von Romy Schneider, seine Frau verlassen hat. Er will zurück zu ihr – schreibt einen Brief mit Zeilen des Abschiedes. Doch die Liebe zu Helene ist stärker, er kann nicht anders und fährt zu ihr. Mit dem Abschiedsbrief in der Tasche verunglückt er. Er stirbt – seine Frau findet den Brief und Helene sieht in nie wieder. In dem Abschiedsbrief steht geschrieben warum er und Helene keine Zukunft haben und er darum zu seiner Frau zurück will. Er und Helene haben nur eine Zukunft – doch keine Vergangenheit und keine Erinnerung.
Michel Picoli und Romy Schneider waren gemeinsam in sechs Filmen zu sehen. In Romy Schneiders letzten Film, „Die Spaziergängerin von Sans-Souci“ ist Michel Piccoli ihr Partner.
„Ich habe sie immer „chleuh“ genannt, um sie zum Lachen zu bringen.“
Anfang der 1970er Jahre sah man ihn öfter als abgründigen Vertreter der bürgerlichen Gesellschaft im Grenzbereich zu der politischen Lehre des Anarchismus. In dem französischen Spielfilm „Themroc“ brilliert er in der Rolle des grunzenden Proletarier.
Bei den 60. Filmfestspielen von Cannes wurde er in die Wettbewerbsjury berufen. Für seine Hauptrolle in dem Film „Belle Toujours“ wurde er 2007 für den europäischen Filmpreis nominiert.
Der Schauspieler engagierte sich in der politischen Linken Frankreichs und der Non Profit Organisation Amnesty International – die sich weltweit für Menschenrechte einsetzt.
Michel Piccoli