Ai Weiwei erhält einen Bambi in der Kategorie „Mut“. Der chinesische Konzeptkünstler und Regimekritiker thematisiert in seinen Filmen, Bildern, Büchern, Installationen und Architektur-Projekten Verstöße gegen die Menschenrechte und kämpft gegen Unterdrückung und Zensur. Für sein Engagement und seinen Mut wird er am 16. November 2017 in Berlin geehrt.
„Ai Weiwei ist der wichtigste chinesische Künstler unserer Zeit“, so die Bambi-Jury. „Sein Fokus sind die Menschen und wie sie miteinander umgehen. Ai Weiwei stellt die Humanität ins Zentrum seines Schaffens und prangert an, wo er sie bedroht sieht.“
Dieses Leitmotiv führte ihn 2008 zu der bislang wirkungsvollsten seiner Aktionen. Nach dem katastrophalen Erdbeben in der chinesischen Provinz Sichuan stellte er sich offen gegen die Vertuschungspolitik der Behörden und veröffentlichte die 5.335 Namen der Kinder, die aufgrund nicht erdbebensicher gebauter Schulen ums Leben gekommen waren. Ai Weiwei erfuhr Repressalien gegen seine Arbeit, seine Mitarbeiter und seine Familie und wurde zum Opfer von Polizeigewalt. „Nach seiner Rückkehr nach China ließ er sich auch von einer grundlosen Inhaftierung über 81 Tage nicht einschüchtern, sondern hielt seinen Protest aufrecht“, heißt es in der Begründung der Jury weiter.
Ai Weiwei bringt Flüchtlingsdokumentation „Human Flow“ in die deutschen Kinos
Nun kommt sein erster Film in die Kinos: „Human Flow“, eine Dokumentation über die weltweite Migration aus der Perspektive eines Künstlers. Ai Weiwei zeigt in zufiest berührenden Bildern Flüchtlinge in verschiedensten Teilen der Welt und lässt sie ihre bewegenden Geschichten erzählen. „Sein Film ist viel mehr als eine informative Dokumentation. Er ist eine fesselnde und mutige Bestandsaufnahme vom Stand der Menschheit und der Menschlichkeit im frühen dritten Jahrtausend nach Christus“, beschreibt die Bambi-Jury den Film. „Human Flow“ startet am 16. November 2017 in den deutschen Kinos.
Ai Weiwei, geboren 1957 in Peking, ist der Sohn des bekannten chinesischen Dichters Ai Qing. Von 1981 bis 1993 lebte er zwölf Jahre lang in den USA und entdeckte Konzeptkunst, Pop Art und Dadaismus für sich. Seine Ausstellungen wurden unter anderem im Haus der Kunst in München, in der Tate Modern in London, auf der Documenta in Kassel und auf der Art Basel gezeigt. Infolge seiner Protestaktionen hatte er jahrelang Reiseverbot. Seit 2015 lebt und arbeitet Ai Weiwei in Berlin im Exil. Er ist Mitglied der Akademie der Künste und Ehrenmitglied der Royal Academy of Arts.