Die große Herbst-Ausstellung „Inspiration Matisse“ eröffnet am 26. September 2019 in der Kunsthalle Mannheim
2019 ist es 150 Jahre her, dass der französische Maler, Graphiker und Bildhauer Henri Matisse (1869–1954) geboren wurde. Matisse hat die Kunst des 20. Jahrhunderts nachhaltig geprägt – in seinem Heimatland, aber auch international. Matisse setzte neue Maßstäbe und verblüffte durch unkonventionelle Malerei. Schon um 1905/06 ließen sich zahlreiche Künstler der Avantgarde von seiner farbtrunkenen, expressiven Malerei inspirieren, allen voran André Derain, der mit jugendlichem Ungestüm auch umgekehrt auf Matisse Einfluss ausübte.
In der großen Herbst-Ausstellung „Inspiration Matisse“ zeigt die Kunsthalle Mannheim mit gut 100 ausgewählten Gemälden, Plastiken und graphischen Arbeiten die eindrucksvolle Entwicklung von Matisse als „Künstler für Künstler“. Gleichzeitig spürt die Schau seinen Anregungen im Werk geistesverwandter Zeitgenossen in drei zentralen kunsthistorischen Feldern nach: im französischen Fauvismus, dem deutschen Expressionismus sowie unter den deutschen Schülerinnen und Schülern der Académie Matisse. Ausgehend vom zentralen Thema der Figur und des Aktes im Raum, weitet sich der Blick auf Landschaftsbilder und mediterrane Szenerien bis zu Porträt und Stillleben.
Neben Matisse präsentiert die Mannheimer Ausstellung zentrale Werke von André Derain, Georges Braque, Charles Camoin, Kees van Dongen, Raoul Dufy, Henri Manguin oder Albert Marquet ebenso wie von Ernst Ludwig Kirchner, Alexej von Jawlensky, August Macke, Gabriele Münter und Max Pechstein und schließlich von Rudolf Levy, Oskar und Margarete Moll, Hans Purrmann und Mathilde Vollmoeller. Die kostbaren Leihgaben aus Museen und privaten Sammlungen reisen an aus Belgien, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden, Norwegen, Schweden, der Schweiz, Spanien und den USA. Die verschiedenen künstlerischen Positionen treten in einen offenen Dialog und ermöglichen neue Perspektiven. Dabei geht es nicht darum, vermeintliche oder tatsächliche Einflüsse und Abhängigkeiten zu suggerieren, sondern motivische und malerische Affinitäten in der Ästhetik aufzuzeigen und die Betrachter zur eigenen Anschauung anzuregen. Es wird deutlich, dass Matisse formal wie inhaltlich neue Wege wies und zugleich wie ein Katalysator für jeweils individuelle künstlerische Befreiungen wirkte.
Mit dem Aufkommen von Kubismus und Futurismus wurde aus dem „Künstler für Künstler“ ein „Klassiker der Moderne“. Matisse entwickelte nach 1911 sein Œuvre als einen individuellen Beitrag zur Moderne weiter. Mit einem kompromisslosen Interesse an Verdichtung erreicht er die für ihn typische sinnbild- und zeichenhafte Reduktion seiner Formensprache. Als Maler und Bildhauer erforschte er die Grenzen zur Abstraktion. Die Ausstellung schließt mit den vier lebensgroßen Rückenakten in Bronze, die ihn zwei Jahrzehnte beschäftigten. Sie gelten als ein Höhepunkt des Werks von Henri Matisse.