Eine Rauminstallation von Martin Reinhart und Virgil Widrich

Eine Rauminstallation von Martin Reinhart und Virgil Widrich

Auf bisher nie gezeigte Weise zeigt »tx-reverse« die Kollision von Realität und Kino und zieht seine Zuseher in einen Strudel, in dem die gewohnte Ordnung von Raum und Zeit außer Kraft gesetzt zu sein scheint.

Was ist hinter der Kinoleinwand? Es verwundert nicht, dass Kino-im-Kino-Szenen oft in Horrorfilmen verwendet werden. Denn sie irritieren und beunruhigen, indem sie uns – die unbeweglichen, im gemütlichen Dunkel versteckten Betrachter – an unsere eigene fragwürdige Position erinnern. Was, wenn die Kräfte der unbegrenzten Vorstellungskraft durch die Leinwand hindurch in unsere Realität eindringen? Was, wenn der Zuschauerraum sich auflöst und mit ihm die vertrauten Regeln des Kinos selbst?

Bereits in den 1990er-Jahren erfand Martin Reinhart eine Filmtechnik namens »tx-transform«, welche die Zeit (t)- und die Raumachse (x) im Film miteinander vertauscht. Normalerweise bildet jeder einzelne Filmkader den ganzen Raum, aber nur einen kurzen Moment der Zeit (1/24 Sekunde) ab. Bei tx-transformierten Filmen ist es jedoch genau umgekehrt: Jeder Filmkader zeigt die gesamte Zeit, aber nur einen winzigen Teil des Raumes – bei Schnitten entlang der horizontalen Raumachse wird so der linke Teil des Bildes zum »Vorher«, der rechte Teil zum »Nachher«.

20 Jahre nachdem Martin Reinhart und Virgil Widrich diese Filmtechnik erstmals in einem Kurzfilm einsetzten (»tx-transform«, 1998), beschäftigen sie sich erneut mit der Frage, welche bisher ungesehene Welt bei der Vertauschung von Raum und Zeit entsteht, passenderweise gleich in einem Kino und in vollen 360°: Im Babylon Kino in Berlin filmten sie mit der OmniCam-360 an die 135 DarstellerInnen und berechneten aus diesem Material die Installation »tx-reverse 360°« für das ZKM.

Mitwirkende:

Konzept und Regie: Martin Reinhart, Virgil Widrich
OmniCam-360: Jana Pape, Danny Tatzelt, Christian Weissig
Kamera: Martin Putz
Produktionsassistenz: Elias Wolf, Moritz Woll
Orgelspielerin: Anna Vavilkina
Setton: Bastian Orthmann
Setfotos: Alexander Grennigloh
Programmierung: Matthias Strohmaier
Postproduktionsberatung: Leo Coster
Postproduktion: Bernhard Schlick
Musik und Sounddesign: Siegfried Friedrich
Kinotechnik: Bernd Rohde
Produktion: Virgil Widrich Film- und Multimediaproduktions G.m.b.H.